Handgenähte Puppendirndl:Ein Dirndl für Barbie

Sie sind 30 Zentimeter lang und die Taille ist sehr betont: Eva Baierl näht Dirndl im Miniformat für Barbiepuppen. Jedes Jahr zur Wiesn gibt es eine neue Puppendirndl-Kollektion.

Manuela Antosch

Für ihr Oktoberfest-Dirndl hat Eva Baierl ihre Lieblingsfarbe Blau und die Trendfarbe Beere gewählt. Die Schürze hat einen Tüllüberwurf, der mit Perlen und Garn bestickt ist. Besonders stolz ist sie auf den dreieckigen Ausschnitt, der den Blick auf die Schultern freimacht. Ein richtiges Designerstück ist das Dirndl, selbst entworfen und selbst genäht. Aber selbst tragen wird Eva Baierl es nicht, und die Theresienwiese wird es wohl auch nie sehen. Das Dirndl ist nur knappe 30 Zentimeter groß und gehört einer Barbie.

Handgenähte Puppendirndl: Selbst entworfen, selbst genäht und selbst geschminkt: Die "Oktoberfest-Barbie" von Eva Baierl aus Weil bei Landsberg.

Selbst entworfen, selbst genäht und selbst geschminkt: Die "Oktoberfest-Barbie" von Eva Baierl aus Weil bei Landsberg.

(Foto: Manuela Antosch)

Eva Baierl aus Weil bei Landsberg näht Puppendirndl, und jedes Jahr zum Oktoberfest gibt es eine Sonderedition, limitiert auf fünf Stück. Eine Woche lang hat die 53-Jährige an Schnitt und Details des Oktoberfest-Dirndls gefeilt, wenige Tage vor dem Start wurde es endlich fertig. Sammler aus ganz Europa haben darauf gewartet.

Schon als Kind hat Eva Baierl Pullis für ihre Puppen gehäkelt. Zum Beispiel für die ersten Barbies ihrer Töchter, die heute zehn und 13 Jahre alt sind. Für einen Wettbewerb hat die Lehrerin vor drei Jahren dann ihr erstes Puppendirndl genäht. Seitdem hat sie über 200 verschiedene Modelle produziert.

Die meisten davon verkauft Baierl über das Internet. Die Kunden kommen aus Holland, Italien und ganz Deutschland. Gerade hat eine Familie für ihr Au-pair-Mädchen aus Kroatien zum Abschied eine Dirndl-Barbie bestellt. Zur Oktoberfest- und Weihnachtszeit erhält Baierl die meisten Bestellungen; übrigens nicht nur von Frauen, auch einige Männer sind darunter.

Die Käufer sind etwa zur Hälfte Sammler, die anderen bestellen für ihre Kinder. "Da bin ich nicht so glücklich drüber", gibt Baierl zu. "Die machen sie leicht kaputt und die Wertschätzung für meine Arbeit fehlt." Außerdem: "Die Omas kaufen immer rosa und pink."

Dabei sind viele verschiedene Kombinationen im Angebot: rot, grün, blau. Wildseide, Baumwolle, Jeansstoff. Geblümt, gepunktet, kariert. Wie bei den großen gibt es auch bei den kleinen Dirndl alles, was das Puppenmutterherz begehrt. Eva Baierl hat ständig neue Ideen. Wenn ihr ein Stoff im Laden gefällt, kauft sie ihn und er landet in ihrer Stoffkiste im Nähzimmer. Auch Bordüren, Spitzen, Pailletten und Perlen hat sie dort in vielen Döschen auf Vorrat.

Mehrere Stunden am Tag näht Eva Baierl die Puppenkleider. Konzentriert formt sie mit einer Zange aus Silberdraht und Perlen winzige Ohrringe, Ringe und Ketten. Auch die Frisur muss zum Dirndl passen. Bis die Haare geflochten, hochgesteckt und festgenäht sind, vergehen weitere zwei Stunden. Manchmal ändert Eva Baierl auch Barbies Make-up. Mit einer Lupe und einem hauchdünnen Pinsel malt sie mit Acrylfarbe die Lippen an oder ändert die Augenfarbe. Es muss ja schließlich alles zum Kleid passen.

Zweimal im Jahr fährt Baierl auf die Münchner Barbie-Börse. Dort stellt sie nicht nur ihre eigenen Kunstwerke aus, sondern geht auch auf Materialsuche. Denn es ist nicht einfach, Kleinteile zu finden, die aussehen wie Trachtenknöpfe oder Kettenanhänger im Mini-Format. Die Schuhe bekommt sie ebenfalls von dort. Genau wie die Puppen selbst.

Übrigens: Die ideale Dirndlfigur hat das Barbie-Modell von 1966, erklärt Eva Baierl: "Der Körper hat eine große Oberweite und eine schmale Taille." Die perfekte Barbie gibt es selten. Deshalb muss Baierl manchmal kombinieren: Mit einem Föhn erhitzt sie die Puppe, dann löst sie den Kopf vorsichtig vom Körper und setzt ihn auf einen neuen auf.

"Mir gefällt das Kreative, das Nähen und Gestalten", sagt Baierl. Selbst sammelt sie keine Puppen. Aber einige Exemplare, in die sie viel Arbeit gesteckt hat, will sie dennoch nicht verkaufen. Sie stehen in einer Vitrine im Flur. Zwischen Dutzenden Barbies versteckt sich auch ein Ken in Lederhose.

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