Vielleicht war die Idee, dass eine Blaskapelle in aller Stille proben könnte, auf Dauer auch ein bisschen realitätsfern. Die Blaskapelle im oberbayerischen 2700-Einwohner-Ort Halfing hat das immerhin zwei Jahre lang geschafft. Auch der örtliche Theaterverein hat seinen Text, zuletzt für den komischen Dreiakter „Hummel im Himmel“, womöglich nur flüsternd eingeübt. Und die Schuhplattler vom Gebirgstrachtenerhaltungsverein „Almenrausch“ trugen beim Platteln wahrscheinlich gar keine Schuhe, sondern schalldämpfende dicke Socken. Vielleicht sogar sicherheitshalber solche mit rutschhemmenden Latexnoppen an der Sohle.
Und trotzdem ist es neulich herausgekommen, dass die Trachtler, die Theaterer und die Blaskapelle die ganze Zeit in einem Raum direkt unter dem Dach des Halfinger Rathauses geprobt haben. Prompt sind sie dort nun mit Pauken und Trompeten rausgeflogen. Der Vorsitzende der Blaskapelle fordert Gleiches jetzt auch für die Bürgermeisterin.

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Die solle zurücktreten, verlangte der Kapellenchef dieser Tage im Oberbayerischen Volksblatt, das sich auch schon ausführlich mit der Vorgeschichte befasst hatte. Die Berichterstattung war demnach schon Teil des Problems. Denn die Bürgermeisterin habe sich von allen Beteiligten strikt verbeten, dass öffentlich darüber geredet, geschrieben oder gepostet wird, wenn sie die drei Vereine schon da droben proben lasse.
Denn dort unter dem Rathausdach mangelt es an einem geeigneten zweiten Rettungsweg. Nach einer Brandschutzbegehung vor zwei Jahren habe man den Raum deshalb offiziell als bloßes Materiallager ausgegeben und nur noch im Geheimen als Proberaum genutzt. Sinngemäß so soll es die Bürgermeisterin neulich im Gemeinderat gesagt und von einer Art geheimem Abkommen mit den Vereinen gesprochen haben. Also proben, aber nichts hinausposaunen. Genau das sei dann aber geschehen, weshalb die Vereine nun notgedrungen selbst herausmüssten aus dem Raum.
Den Anlass für die angeblich verräterische Wortmeldung der Vereine hatte aber die Gemeinde gegeben. Sie erwägt, ganz oben im Rathaus die örtliche Hausarztpraxis anzusiedeln, die dringend neue Räume braucht. Zudem will der Vorsitzende der Blaskapelle von einem geheimen Abkommen mit der Bürgermeisterin gar nichts wissen. Er verlangt stattdessen deren Rücktritt, wenn sie das Landratsamt in Rosenheim wirklich über die Nutzung des Raumes und den entsprechenden Brandschutz getäuscht haben sollte.
Obwohl es zuletzt gottlob gar nicht gebrannt hat im Halfinger Rathaus, ist also lokalpolitisch Feuer am Dach. Die Suche nach ein oder zwei Rettungswegen läuft, sei es als Alternative für die Ärzte oder in Form neuer Proberäume für Trachtler, Theaterspieler und die Blaskapelle. Falls da jemand einen Geheimtipp hätte: Die proben alle ausgesprochen leise!

