Im August war die SZ beim Koch Alexander Herrmann in Wirsberg zu Gast, um sich von ihm einen Wurstsalat anrühren zu lassen. Bei der Gelegenheit merkte er an, dass sein Heimatort zwar nicht der Arsch der Welt sei, man könne jenen aber von dort aus schon gut sehen. Für alle, denen entfallen ist, wo Wirsberg liegt: Die Gemeinde versteckt sich zwischen Ludwigschorgast und Himmelkron im Landkreis Kulmbach.
Allerdings täuscht sich Herrmann, wenn er meint, dass er von dort den Arsch der Welt erblicken könne. Denn der befindet sich 219 Kilometer Luftlinie von seinem Restaurant entfernt im niederbayerischen Haidmühle. Jedenfalls glaubt Funk, die Jugendredaktion von ARD und ZDF mit Sitz in Mainz, den Anus Bavariae dort entdeckt zu haben. Von Haidmühle sind es Funk zufolge 154 Kilometer bis zum nächsten Flughafen, 15 Kilometer bis zur Bahnstation und 37 Kilometer bis zur Autobahn. Also voll Arsch der Welt. Bestimmt ganz schrecklich.

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Roland Schraml, CSU-Bürgermeister von Haidmühle, ist über den Titelgewinn mäßig erfreut. Dem Bayerischen Rundfunk sagte er: „Wir haben geteerte Straßen, fließend Wasser und morgen zehnjähriges Jubiläum mit Messer und Gabel essen.“
Aus eigener Anschauung sei hinzugefügt, dass es an der Hauptstraße einen super Händler (Haidmühle-Hardcore) für gebrauchte Audi-Ersatzteile gibt, speziell auch für die Typen B3 und B4. Und Betten Mühldorfer verkauft Decken und Kissen in der fünften Generation an Fünf-Sterne-Hotels auf der ganzen Welt. Gäbe es eines in Mainz, würden sie es sicher auch beliefern.
Außerdem sind es von Haidmühle bis zum nächsten Bahnhof nicht 15 Kilometer, sondern gerade mal zwei Kilometer: Von Nove Udoli, dem früheren Neuthal, verkehren Züge nach Budweis und sogar weiter nach Prag. Würde man in Haidmühle eine Umfrage starten, ob die Menschen lieber einen Wochenendausflug nach Prag (181 Kilometer) oder nach Mainz (511 Kilometer), machen wollen, das Ergebnis wäre eindeutig.
Der frühere Bürgermeister von Kollerschlag, der österreichischen Nachbargemeinde von Wegscheid, erzählte kürzlich eine Anekdote aus seiner Zeit als Grundschullehrer. Auf die Frage, wer denn schon mal in Wien gewesen sei, antwortet ein Schüler: Er habe es noch nicht dorthin geschafft, weil Wien leider so abgelegen sei.
Es ist halt doch auch eine Frage der Perspektive, wo der Arsch der Welt liegt. Aus der Sicht von Haidmühle ist die Antwort klar: in Mainz.

