Jetzt gibt es in der CSU schon wieder Ärger in der Familie. Sozialministerin Christine Haderthauer hat ihren Ehemann Hubert zwar nicht in ihrem Abgeordnetenbüro als Schreibkraft beschäftigt, eine Praxis der Familienhilfe, die der CSU gerade besonders schwer zusetzt. Der Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer, 55, war aber andererseits beruflich auch nicht immer völlig ausgelastet. Jahrelang verdiente er als Teilhaber an einer kleinen Firma mit, die Luxus-Modellautos von Psychiatrie-Insassen fertigen ließ. Er stieg erst dann aus, als seine Frau 2008 Sozialministerin wurde und damit über die Kliniken zu wachen hatte, in denen Haderthauers Firma produzieren ließ.
Für die Patienten, darunter Schwerverbrecher wie ein Dreifachmörder, sollte es eine Therapie sein. Für Hubert Haderthauer war es ein Geschäft. "Die Modelle des Mörders", titelt der aktuelle Spiegel seine Geschichte, die Haderthauers früheres Zuverdienstmodell aufdröselt. Seine Firma verkaufte die Autos - Mini-Oldtimer, und jedes für sich ein kleines Kunstwerk aus Holz, Leder und Chrom - an Sammler in der Welt. Eines dieser Autos wurde bei Christie's im Jahr 2007 für mehr als 30.000 Dollar versteigert.
Sapor heißt die Firma, es gibt sie immer noch. Ein Bekannter von Haderthauer hat sie übernommen. "Exklusive Automodelle im Maßstab 1:8" wirbt sie für sich im Internet. Über die Autos heißt es dort, dass sie ein Beweis dafür seien, "dass echter Wille zur Perfektion noch lebt, auch wenn er fast nicht mehr zu finden ist." Die Modelle würden ausschließlich in Deutschland gefertigt. Wo genau, steht dort nicht.
"Es sollte ein Hobby sein"
Die Mini-Autos entstehen in den Werkstätten der forensischen Psychiatrie in Straubing. Dort ist auch Roland S. untergebracht. Ein Dreifachmörder, wie der Spiegel schreibt. S. ist aber auch ein geschickter Handwerker. Er baut Oldtimer-Modelle von einer Präzision, die Haderthauer begeistert hat, und die damals schon von einer Firma weiterverkauft werden. Beide Männer kennen sich, sie waren sich bereits in einer anderen Klinik einmal begegnet, in der Haderthauer als Stationsarzt gearbeitet hatte. Der Mediziner ist fasziniert von S. Fähigkeiten. Das Geschäft läuft nur nicht richtig, die Firma macht Verluste. So schildert Haderthauer es der SZ. Trotzdem beteiligt er sich. "Es war die Begeisterung, es sollte ein Hobby sein", sagt er. "Es hatte alles schon existiert, ich bin nur eingestiegen."
Mit ihm in der Firma macht Sapor Profit, nicht viel, wie Haderthauer sagt. Über all die Jahre gerechnet, die schlechten inklusive, sei im Schnitt maximal ein Gewinn von 6000 Euro im Jahr herausgekommen. Für jedes Auto habe die Firma der Klinik damals etwa 4000 Euro bezahlt, heute sollen es 5000 sein. Ähnlich hoch beziffert die Firma die reinen Material- und Werkzeugkosten. Man habe froh sein können, wenn das Modell dann für etwa 15.000 Euro verkauft worden sei.
S. berichtet dem Spiegel, wie er den Alltag in der Klinik erlebt hatte. Von montags bis freitags habe er dort mit einem Team von 10 bis 14 Patienten Autos gebaut, jeden Tag sechs Stunden. Bei etwa 200 Euro Gehalt habe das knapp 1,70 Euro Stundenlohn gemacht, rechnet das Magazin aus. Davon will Haderthauer nichts wissen. "Wie das Krankenhaus seine Patienten entlohnt, kann ich nicht sagen", erklärte er am Sonntag.
Die Geschäfte endeten für Haderthauer 2008. "Mir war klar, wie meine Frau in der Politik immer weiter aufgestiegen ist, galt es jede Möglichkeit der Interessenkollision auszuschließen." Das war im Herbst 2008 der Fall, als Horst Seehofer die frühere CSU-Generalsekretärin zur Sozialministerin machte. "Ich habe dann einen klaren Schnitt gemacht", sagt ihr Ehemann.