Gymnasium:Die CSU fremdelt weiter mit dem G 9

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Das G 9 kommt zurück - doch das Gesetz wird noch debatiert. (Foto: Armin Weigel/dpa)
  • In acht Wochen geht das neue Schuljahr los - dann kommen die ersten G-9-Schüler in die fünften Klassen.
  • Im Landtag wird derweil noch über das Gesetz zum neuen Gymnasium debattiert - denn die Zustimmung zu den CSU-Plänen kam erst viel später als gedacht.
  • Ministerpräsident Seehofer hat die Reform des Gymnasiums in ein Paket verpackt, von dem alle Schularten profitieren.

Von Anna Günther, München

Vierzehn Jahre haben G-9-Fans in Bayern auf diesen Moment gewartet: Wenige Tage vor der Sommerpause beschäftigte sich der Landtag am Dienstag mit dem Gesetzentwurf der Staatsregierung zur Einführung des neuen neunjährigen Gymnasiums. Acht Wochen, bevor die ersten G-9-Schüler in die fünften Klassen kommen.

Die Zeit ist knapp, seit Wochen arbeiten Arbeitsgruppen im Ministerium an den Details, um rechtzeitig fertig zu werden. Und um nicht wieder in eine Hauruck-Situation zu kommen wie 2003, als der frühere Ministerpräsident Edmund Stoiber überraschend die Einführung des G 8 verkündete. Im Gesetz geht es nur um die Zahl: Die zwölf wird durch eine 13 ersetzt. Wenn das Gesetz die zweite Lesung passiert, haben Gymnasiasten vom August 2018 an 13 Jahre Zeit bis zum Abitur. Die fünften und sechsten Klassen sollen gleichzeitig im neuen System beginnen.

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Die G-8-Verfechter in der Fraktion hatten die Entscheidung über acht oder neun im Frühjahr so lange herausgezögert, dass Ministerpräsident Horst Seehofer und Schulminister Ludwig Spaenle erst Anfang April einen Beschluss präsentieren konnten - Monate nach dem avisierten Zeitplan. Zugestimmt hatten die Skeptiker erst, als die Reform des Gymnasiums in ein Paket verpackt wurde, von dem alle Schularten profitieren. Diesen Schulfrieden lässt Seehofer sich 870 Millionen Euro kosten, verteilt bis zum Jahr 2025. Das neue G 9 schlägt erst 2025 zu Buche, wenn die ersten Schüler in die 13. Klasse kommen.

Aber das Fremdeln der CSU-Fraktion mit dem G 9 scheint anzuhalten. Die Sitzreihen waren im Plenum - großzügig betrachtet - lose besetzt, Schulminister Spaenle eilte so schnell durch seinen Vortrag, dass ihm die Opposition später genüsslich Runterleiern, fehlende Ernsthaftigkeit und mangelnde Empathie vorwarf.

Das Fremdeln ist auch aus dem Gesetzesentwurf herauszulesen: Ein Problem mit dem bayerischen G 8? Gibt es nicht. Von erfreulichen Ergebnissen ist die Rede und von weniger Durchfallern. Das sieht die Opposition anders: "Eine ganze Schülergeneration hat unter ihrer Bockigkeit gelitten. Und wenn alles toll ist, wieso kommt dann nun das G 9?", fragte Michael Piazolo (Freie Wähler). Unnötig zäh sei der Prozess gewesen, beklagte auch Thomas Gehring (Grüne).

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Dass Änderungen im Gymnasium nötig sind, rechtfertigt Spaenle mit gesellschaftlichen Entwicklungen, heterogeneren Schülern an den Gymnasien und deren Wunsch nach Zeit zur Persönlichkeitsentwicklung und Vertiefung des Stoffes. Die elfte Klasse werde wieder eingeführt, politische Bildung, Berufsorientierung und Informatik sollen gestärkt und der Nachmittagsunterricht in Unter- sowie Mittelstufe reduziert werden. Außerdem deutete Spaenle eine Reform der Oberstufe an, wohl ein Grund, weshalb sich die Verbände eher still verhalten.

Auf eine Wiedereinführung der Leistungskurse hoffen viele Lehrer. Festgelegt werden diese Details frühestens im Herbst, wenn die Änderung des Schulgesetzes beschlossen ist und auch die Gymnasiale Schulordnung angepasst werden kann. Klare Ansagen, wie diese Pläne umgesetzt werden sollen, fehlten Martin Güll (SPD). Im Gesetz stehe nur die Zahl, in der Begründung nur "vage Überschriften". Die CSU solle den Bildungsausschuss diesmal beteiligen und nicht alles im stillen Kämmerlein mit den Verbänden klären, forderte Güll.

© SZ vom 19.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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