Natürlich ist das Wetter absolut ungeeignet, um einen Freizeitpark zu eröffnen: Es ist kalt, es regnet, es stürmt. Der kleine Joni will sich den Spaß trotzdem nicht verderben lassen: "Darf ich buddeln", fragt er seine Mama und will schon losrennen zum aufgeschütteten Sand, den Eimern und Schaufeln neben der Attraktion "Opa Kläffs Piratenschifffahrt". Gerade so hält ihn die Mutter noch zurück: "Das ist nicht der Tag, um im Sand zu buddeln."
Vielleicht ist es der Tag, um in Matschepampe zu springen? Denn genau das würde Peppa Wutz natürlich tun. Die vor allem bei Kindergarten- und Vorschulkindern beliebte Zeichentrickfigur macht gemeinsam mit ihrem Bruder Schorsch ja nichts lieber als das: sich in Schlamm zu suhlen. Ein bisschen Schwein sein, das dürfen die Besucher hier natürlich auch, auf dem Matschepfützen-Spielplatz mit vier Wasserrutschen, Wasserspielen und einem großen Wassereimer. Insofern passt der Regen doch wieder ganz gut zur Eröffnung des ersten Peppa Pig Parks in Europa, angesiedelt gleich neben und zugehörig zum dortigen Legoland.
In Florida gibt es schon einen Peppa Pig Freizeitpark, aufgrund komplizierter Urheberrechte heißt der Park auch in Deutschland so, wobei Peppa hinter dem großen Regenbogen als Eintrittsportal, also innerhalb des Parks, dann schon Wutz heißt, so wie sie die deutschen Kinder kennen. Es ist für Günzburg und die Region tatsächlich eine saustarke Nachricht, dass der zweite Spaßpark dieser Art nicht nach Asien, nicht in eine große Metropole kommt, sondern ins Bayerisch-Schwäbische. In Florida ist das Modell extrem erfolgreich, es wird auch nach Günzburg Gäste in großen Massen locken, wie der seit 2002 bestehende Legoland-Park, der Günzburg überhaupt erst touristisch auf die Landkarte gehoben hat.
Inklusive Parkplatz ist der Park überschaubare 2,2 Hektar groß. Die Günzburger Legoland-Chefin Manuela Stone nennt den Bau ein "unglaubliches Hochgeschwindigkeitsprojekt": Die Planungen begannen im Oktober 2022, die Bauarbeiten starteten erst Mitte 2023. 30 Millionen Euro hat die dahinter stehende Merlin Entertainments Group investiert. Nun stehen hier sieben Themenspielplätze und fünf Fahrattraktionen, alle angelehnt an die Peppa-Wutz-Geschichten aus Büchern und dem Fernsehen. In Peppas Baumhaus dürfen Kinder klettern und rutschen, bei Opa Kläff buddeln, sofern das Wetter mitspielt und Mütter es zulassen. Und neben dem Matschepfützen-Spielplatz gibt es einen Bereich, auf dem die Zielgruppe der Drei- bis Sechsjährigen mit Lego- und Duplosteinen Peppas Abenteuer nachbauen oder eigene Geschichten erfinden können.
Die Fahrattraktionen wie die Papa-Wutz-Achterbahn, das Opi-Mümmels-Dino-Abenteuer oder Peppas Ballonfahrt - auch für Rollstuhlfahrer geeignet - sind altersgerecht gebaut, auch was die Verschattung im Sommer anbelangt: Niemand muss fürchten, dass die kleinen Besucher einen Sonnenbrand erleiden oder überfordert sind, die Achterbahn fährt eine kurze Runde mit sanften Kurven. "Herr Bulles Hau-den-Lukas" ist ein Turm, in dessen Sitzen Kinder fünf Meter hinauffahren, um dann altersgerecht rasant wieder hinabzustürzen. Viermal täglich finden auf einer Bühne Shows statt, Peppa und ihre Familie zeigen sich aber auch sonst als Stofffiguren im Park. Sogar Peppas Haus haben die Planer nachgebaut, zehn Meter hoch und der Vorlage entsprechend auf einem grünen Hügel.
Von Sonntag an dürfen die ersten Besucher in den Park, Freitag und Samstag nur geladene Gäste. Die ersten Besucher sind Kindergartenkinder aus der Region, die sich auch vom Regen nicht haben abhalten lassen. "Cool", "toll" und "super" murmeln sie in die Mikrofone, die ihnen die Reporter von TV- und Radiosendern vor das Gesicht halten, das muss reichen als erste Einschätzung. "Peppa ist ein pinkes Phänomen", sagt Parkchefin Stone in Anlehnung an die sehr gesunde Hautfarbe der Zeichentrick-Schweine, die vor 20 Jahren erfunden wurden.
Dieses Phänomen wollen auch Stadt und Landkreis Günzburg nutzen. Vor der Ansiedlung des Legolands waren die Tourismuszahlen verschwindend gering, jüngst vermeldete Günzburg wieder einen Rekord: mehr als 600 000 Übernachtungen im Jahr 2023 alleine in der Stadt, knapp eine Million im Landkreis. Als einen Aufstieg "von null auf hundert" benannte Landrat Hans Reichhart (CSU) erst kürzlich die Bedeutung des mit Peppa Wutz nun zweifachen Freizeitparks, eine Entwicklung vom "Nobody zur tollen Tourismusregion" - einer Region, die mit den Urlaubszielen im Allgäu mithalten kann, im Vergleich zu denen die nördlichen Landkreise Schwabens sonst zuverlässig das Nachsehen haben, was den Besucherandrang anbelangt.