Brauchtum in BayernBehaarte Ostereier für das Nest

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Rudolf Kombosch hält einen Korb, in dem mit Menschenhaaren verzierte Ostereier liegen.
Rudolf Kombosch hält einen Korb, in dem mit Menschenhaaren verzierte Ostereier liegen. (Foto: Jason Tschepljakow/dpa)

Wer keine Lust hat, seine Ostereier ganz klassisch zu bemalen, kann sie auch mit Haaren schmücken. Ja, richtig gelesen. Ein Künstler aus Bayern macht genau das.

Die Ostereier von Rudolf Kombosch sind alles andere als Mainstream. Statt mit Farbe verziert der 63-Jährige sie mit Haaren. „Es sind echte Menschenhaare. Tierhaare wären nicht gut, die sind meistens zu dick“, sagt der Künstler aus dem schwäbischen Günzburg. Bunt sind die Blüten, die er aus den Strähnen formt, trotzdem. Denn für seine Haarkunst greift er zu verschiedenen Haarfarben. Seit mehr als 40 Jahren macht der gebürtige Bayer eigenen Angaben nach schon Kunst aus Haaren. Es sei eine ganz alte Tradition, die er bei einer alten Dame gelernt habe, berichtet der Sammler von christlichen Antiquitäten. „Ich habe da schon einige Jährchen an Erfahrung mit den Ostereiern.“

Die Haare habe er teils noch von seinen Großeltern, die aus ihrem Friseurgeschäft Restbestände gehabt hätten. Auch deshalb sei er auf die Idee gekommen, Haarkunst zu machen. Weil er ein Fan von Ostereiern sei, habe er seine Kunst dann darauf ausgeweitet. Für die Kunstwerke teilt Kombosch Enteneier in zwei Hälften und bringt seine vorher auf Draht gefertigten filigranen Haarblüten in den beiden Hälften an. Hühnereier seien zu zerbrechlich dafür, die Schale sei zu dünn, erklärt Kombosch. Mit einem Scharnier verbindet er die beiden Ei-Seiten dann miteinander, sodass man das Kunstwerk auf und zu machen kann. „Dass es wie ein Schächtelchen ausschaut, wo innen die Haararbeiten geschützt zu sehen sind.“ Die Blüten würden perfekt in die ovalen Eier passen.

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Auf speziellen Märkten für Ostereier bietet Kombosch seine Kunstwerke an. Dort würden ihm auch immer wieder alte Pferdeschwänze und andere Haare angeboten, berichtet er. „Es ist eigentlich ganz nett, dann habe ich noch mehr Material.“ Der Haarverbrauch sei aber relativ gering. „Man braucht für die Blüten nur wenig Haare.“ Seine Bestände würden noch eine ganze Weile reichen. Das Material finde er faszinierend. „Haar behält auch im abgeschnittenen Zustand weiterhin seine Spannkraft – im Gegensatz etwa zu textilen Materialien wie Seide. Das würde gar nicht diese Spannung haben.“ Und genau die brauche er für die Blüten.

Und so sieht ein von Rudolf Kombosch mit Menschenhaaren verziertes Osterei aus der Nähe aus.
Und so sieht ein von Rudolf Kombosch mit Menschenhaaren verziertes Osterei aus der Nähe aus. (Foto: Jason Tschepljakow/dpa)

Haarkunst sei schon viele Jahrhunderte alt. Aus Haar habe man früher diverse Andenken an Menschen gemacht, berichtet Kombosch. Daraus habe man Bilder, Uhrenanhänger oder Armreife hergestellt. Diese alte Kunst setze er fort. Die Besucher von Osteiermärkten, die es etwa im Allgäu gibt, würden sehr unterschiedlich auf seine Kunst reagieren. Von Ablehnung bis Faszination sei alles dabei. „Da ist die ganze Bandbreite drin.“ Ein Ei koste 45 Euro und mehr. Reich werde man mit dem Geschäft nicht. Ans Aufhören denkt Kombosch aber trotzdem nicht. Es mache einfach Spaß.

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