Grünen-Politiker Sepp Dürr: "Freiwillig höre ich nicht auf"

Sepp Dürr hat seine Kandidatur für die Landtagswahl überraschend aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Eine genaue Diagnose hat der Grünen-Politiker noch nicht. Die Betroffenheit ist groß.

Gerhard Eisenkolb

Sepp Dürr, 2012

Sepp Dürr sitzt seit 1998 für die Grünen im Landtag.

(Foto: Johannes Simon)

"Freiwillig höre ich nicht auf." Mit diesen Worten stellt der Landtagsabgeordnete der Grünen, Sepp Dürr, fast trotzig klar, wie schwer es ihm gefallen ist, seine vierte Bewerbung um eine Kandidatur im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-West/Landsberg fünf Tage vor der Nominierungsversammlung überraschend aus gesundheitlichen Gründen zurückzuziehen. Noch vor einigen Tagen stand für den Biobauern unverrückbar fest, dass er im beginnenden Landtagswahlkampf seinen Beitrag dazu leisten wollte, die CSU auf die Oppositionsbank zu schicken. Das motivierte den provomierten Landwirt, der Literaturwissenschaft und Philosophie studiert hat. Und mit diesem Ziel hatte Dürr bei den Fürstenfeldbrucker Grünen wiederholt intern seine erneute Kandidatur begründet.

Nun ist alles anders gekommen. Dürr hat entschieden, sich zum Ende der Legislaturperiode aus der Landespolitik zurückzuziehen, obwohl die genaue Diagnose noch aussteht. Wegen der Nominierungsversammlung, die auf den Mittwoch dieser Woche terminiert ist, musste er unter Zeitdruck Klarheit schaffen. Ohne diesen Termin wäre die Öffentlichkeit nicht so früh über den Gesundheitszustand des Abgeordneten informiert worden. Noch auf der Einladung, die erst am vergangenen Dienstag an die Parteimitglieder verschickt worden war, wird Dürr als Direktkandidat aufgeführt - neben zwei bis zum Freitag noch völlig aussichtslosen Mitbewerbern aus dem Landkreis Landsberg.

In den nächsten Tagen stehen nun wichtige medizinische Untersuchungen an. Deshalb ist der 58-Jährige zurzeit weder auf seinem Bauernhof in Germering, den er mit seiner Schwester bewirtschaftet, noch in seinem Büro im Landtag zu erreichen. Dürr bekannte am Freitag im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, er wisse ja noch nicht einmal genau, welche Krankheit er habe und was er dagegen tun könne. Wie groß die Verunsicherung des Vaters von drei Kindern ist, belegt auch sein Hinweis, er könne im Moment noch nicht einmal sagen, wie es ihm in einem Jahr gehen werde und ob er überhaupt noch dazu in der Lage sein werde, einen "ernsthaften Wahlkampf" zu führen.

Trotz allem will der Leistungsträger und ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen weiterhin sein Landtagsmandat wahrnehmen und dort seine Arbeit zu Ende führen. Nur zusätzliche Aufgaben möchte er sich momentan keine mehr aufbürden. Dürr verwies am Freitag auch darauf, ein begeisterter Politiker zu sein. Er habe "so viel Lust wie noch nie gehabt", sein Mandat über das Jahr 2013 hinaus auszuüben.

Dürrs Fraktionskollegen äußern sich nur sehr zurückhaltend über dessen Gesundheitszustand. Zur Begründung heißt es, man entspreche damit dem Wunsch des Germeringers. Das sei zu respektieren. Die Betroffenheit sei groß, heißt es. Optimistisch gab sich allerdings der Fraktionsvorsitzende Martin Runge am Montag. Er sagte: "Wir hoffen, dass er uns weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen kann."

Neben dem Landsberger Kreisvorsitzenden und Unternehmensberater Detlef Däke, 56, bewerben sich vier weitere Grüne um die Nachfolge Sepp Dürrs. Das sind die Diplomsportlehrerin Gabriele Triebel, 52, der Diplomkaufmann Günter Mende, 59, Michael Hofmann, 59, Inhaber einer kartografischen Werkstatt, und Jan Bentele, 39, der eine Carsharing-Firma leitet.

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