Grüne Woche:Weißwurstpralinen aus Berlin

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Panierte Weißwurst trifft auf Remoulade aus süßem Senf: So wird das bayerische Frühstück zum Snack für zwischendurch. (Foto: dpa-tmn)

Paniert, frittiert, zerstückelt: Dem bayerischen Nationalgericht ist schon manche Grausamkeit angetan worden. Wie konnte es bloß passieren, dass aktuell ausgerechnet ein Berliner die Weißwurst so verhunzt?

Kolumne von Nadeschda Scharfenberg

Wir haben es schon immer gewusst: Aus Berlin kommt nichts Gutes. Weißwurstpralinen! Oh mei! Auf der Grünen Woche werden sie gerade feilgeboten, von dem Berliner Gastronomen Björn Schwarz. Eigentlich ist die Grüne Woche ja ein Hort des Bayerischen, weil der Bundeslandwirtschaftsminister, der so eine Art inoffizieller Schirmherr der Messe ist, seit mehr als zwölf Jahren immer der CSU entstammt. Wie konnte es da bloß passieren, dass ein Berliner das bayerische Nationalgericht verhunzt? Christian Schmidt, der kommissarische Glyphosatminister, sollte zurücktreten.

Um zur Praline zu werden, muss die "schön gekurvte Tellerzier" (Zitat aus der Hymne zum 100. Weißwurstgeburtstag anno 1957 vom Münchner Turmschreiber Herbert Schneider) so einiges über sich ergehen lassen. Erst wird sie in mundgerechte Stücke zerschnippelt (nix da zuzeln), dann in einem Baaz aus Mehl und Ei gebadet und mit einer Panade aus "klein geriebener Laugenbrezel, Salzstange und einer Würzmischung" verunstaltet. Und dann ab in die Fritteuse. Als Beilage gibt es Pommes und eine Remoulade aus süßem Senf. Weitere nicht nur sprachlich fragwürdige Kreationen des Berliners: ofenfrische Laugenminis mit original Obatztem oder Leberkäseburger mit Brie und Grünzeug im Laugenbrötchen.

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Tiefkühlware und andere Beleidigungen

Der Berliner Frevel ist nicht der einzige, den das arme Würstchen über sich ergehen lassen muss. Vorbei die Zeiten, als man die Weißwurst mit Hymnen bedachte. Vor ein paar Jahren wurde ihr die zweifelhafte Ehre eines Buchtitels zuteil, "Weißwurst für Elfen", ein sogenannter Frauenroman, Hauptfigur: Natascha, Ende zwanzig und ziemlich dick. Noch dicker kam es im vergangenen November: Bei der deutschen Weißwurstmeisterschaft gewann ein Metzger aus Mannheim.

Am schlimmsten allerdings ist eine Wurstbeleidigung, die nicht aus dem fernen Berlin oder der Kurpfalz stammt, sondern aus Oberbayern. Manni Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching, ließ sich vor ein paar Tagen angesichts des Erfolges bei der Trikotsponsor-Suche zu dem Satz hinreißen: "Es geht nichts über eine tiefgefrorene Weißwurst." Die Spezialität des neuen Sponsors, eines Tiefkühlunternehmens: Weißwurst im Bierteigmantel. Schaut so aus, als ob sich die Weißwurst warm anziehen muss.

© SZ vom 27.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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