Nicht einmal acht Monate war er im Amt, Bayerns Grüne legten in Meinungsumfragen auf bis zu 20 Prozent Zustimmung zu - trotzdem gibt Thomas Mütze seinen Posten als Chef der Landtagsfraktion der Grünen auf. Am Montag kündigte der 44-Jährige an, bei der turnusgemäßen Neuwahl der Fraktionsspitze am Mittwoch nicht wieder anzutreten. Dies sei eine persönliche, keine politische Entscheidung, betonte er: "Ich bin nicht der Typ, der an der Spitze die Richtung vorgibt." Bewerber um seine Nachfolge sind die Landtagsabgeordneten Martin Runge und Thomas Gehring. Margarete Bause will weiterhin in der Doppelspitze der Fraktion bleiben.
Thomas Mütze wird nicht mehr als Fraktionschef der Grünen im Bayerischen Landtag antreten.
(Foto: dpa)Grundsätzlich sei "Politik machen in der ersten Reihe" nicht seine Sache. "Es liegt mir einfach nicht" sagte Mütze. Nach acht Monate an der Fraktionsspitze habe er das Gefühl: "Das war nicht gut genug, und ist nicht gut genug für das, was auf uns zukommt." Der Spagat zwischen dem politischen Tagesgeschäft in München und seinem Heimatstimmkreis Aschaffenburg habe sich als größere Belastung erwiesen als vermutet.
Auch sei seine politische Spitzenposition schwierig für die Familie geworden. Er hat zwei Söhne im pubertierenden Alter - "ich möchte nicht nur am Telefon für sie da sein". Der Hauptschullehrer hatte den Vorsitz im Sommer nach dem Krebstod von Sepp Daxenberger übernommen. Er sei wohl zu schnell ins kalte Wasser gesprungen: "Aber es gibt nun mal kein Praktikum für Führungspositionen."
Laut einer Umfrage kennt nur etwas mehr als jeder Fünfte in Bayern Thomas Mützes Namen. Das mache ihm nicht zu schaffen, sagte Mütze vor einem Monat. Den Wählern der Grünen gehe es darum, wer gute Sachpolitik mache - wie der Fraktionschef heißt, sei bestenfalls zweitrangig. In seiner Heimatstadt Aschaffenburg dagegen, wo sich Mütze auch als Mitglied in einer Rockband einen Namen gemacht hat, gilt der 44-Jährige als äußerst bekannt - und wurde bereits als möglicher Aschaffenburger OB-Kandidat im kommenden Jahr gehandelt.
Sepp Dürr will nicht
Auf der Winterklausur der Grünen im Januar war Mützes Kollegin Margarete Bause alleine aufgetreten, um eine neue Meinungsumfrage bekanntzugeben. Zu diesem Zeitpunkt wusste die Fraktion bereits von dem bevorstehenden Wechsel Spitze - wollte die Personaldebatte aber nicht die sachpolitischen Inhalte verdrängen lassen. Dass es die Fraktion geschafft hat, die Personalie mehrere Wochen geheim zu halten, spricht in den Augen des früheren Fraktionsvorsitzenden Sepp Dürr für die momentane Stärke der Fraktion.
Er selbst hat den Hut für die Mütze-Nachfolge nicht in den Ring geworfen: "Wer einmal aus dem Hamsterrad raus ist, der merkt, dass es nicht besonders attraktiv ist, dort zu laufen." Er habe Spaß an der inhaltlichen Arbeit - Dürr sitzt im Untersuchungsausschuss zur BayernLB.
Einer der Bewerber um seine Nachfolge ist ein Fraktionsneuling. Der Allgäuer Thomas Gehring zog 2008 in den Landtag ein und ist schulpolitischer Sprecher der Grünen. Der Gröbenzeller Martin Runge hatte sich schon 2003 um den Fraktionsvorsitz beworben, scheiterte damals knapp an dem im selben Stimmkreis wohnenden Dürr aus Germering.
Auch diesmal erwartet Runge, dass es spannend werden wird: "Die Chancen sind fifty-fifty." Ausschlaggebend sei weniger die politische Richtung der Kandidaten ("Lager gibt es bei uns schon lange nicht mehr") als der unterschiedliche Charakter: "Thomas Gehring ist sicher der verbindlichere von uns beiden", sagt Runge.
Sollte er am Mittwoch gewählt werden, verspricht Runge ein "professionelles Arbeiten" mit der künftigen Frau in der Doppelspitze, die vermutlich weiterhin Margarete Bause heißen wird: "Man muss ja nicht dicke sein, dick bin ich selber."