Grüne:Kritik an Preisverleihung für Chemieunternehmer

Die Landtags-Grünen üben scharfe Kritik an der Verleihung des bayerischen Exportpreises an den oberfränkischen Unternehmer Oskar Tropitzsch. "Tropitzsch trägt als ehemaliger Vorstand der Chemischen Fabrik Marktredwitz die Verantwortung für einen der größten Umweltskandale in Deutschland", sagt der Landtagsabgeordnete Christian Magerl in Erinnerung an die Aufarbeitung des Skandals Ende der Achtzigerjahre im Landtag. Tropitzsch und seine Mitunternehmer hätten damals nicht nur Schäden für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und die Umwelt in Kauf genommen. Sie hätten auch mit beträchtlicher krimineller Energie Behörden getäuscht. "Da fragt man sich: Was muss ein Unternehmer anstellen, um von der CSU-Regierung als nicht mehr preiswürdig eingestuft zu werden?", sagt Magerl.

Die Chemische Fabrik Marktredwitz, die im Jahre 1788 in der oberfränkischen Kommune gegründet worden ist, war die erste chemische Fabrik überhaupt in Deutschland. In der Anfangszeit betrieb man dort Alchemie und produzierte Stoffe für die Glasindustrie. Seit Ende des 19. Jahrhunderts stellte das Unternehmend zunehmend Quecksilber-Produkte her. 1985 wurde auf dem Unternehmensgelände einer der größten Umweltskandale Deutschlands aufgedeckt. Wegen der jahrzehntelangen Produktion von Quecksilberpräparaten waren das Firmengelände und die Umgebung massiv kontaminiert. Das Magazin Der Spiegel schrieb damals, bayerische Regierungsstellen hätten "auf skandalös leichtfertigen Umgang mit dem Nervengift Quecksilber jahrelang kaum reagiert". Die Chemiefabrik musste die Produktion einstellen. Das Firmengelände und die Umgebung wurden in einem höchst aufwendigen Verfahren grundlegend saniert.

Teile der Chemiefabrik wurden freilich als Cfm Oskar Tropitzsch GmbH weitergeführt. Laut Firmenhomepage ist sie ein führender Lieferant seltener Reagenzien für Chemie, Pharmazie und Biotechnologie. Zu ihren Produkten gehört unter anderem hochreines Bienengift, das als Rheumamittel eingesetzt wird. Mehr als die Hälfte der Produkte gehen in den Export. Aus diesem Grund hat Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) das Unternehmen wohl mit drei weiteren Firmen mit dem bayerischen Exportpreis ausgezeichnet. "Sie haben alle großartige Erfolge auf den Weltmärkten erzielt und sich den Herausforderungen im Ausland mit Bravour gestellt", sagte die Ministerin in ihrer Laudatio.

Für die Grünen bleibt der Unternehmer Tropitzsch indes "eine der Hauptfiguren des größten Umweltskandals in der Geschichte Bayerns", wie die Abgeordnete und Landtags-Vizepräsidentin Ulrike Gote betont. Sie nennt die Preisverleihung "unprofessionell und zynisch". Zumal am "Anfang der vermeintlichen Export-Erfolgsgeschichte steht, dass Tropitzsch sich aus der Verantwortung für die kostspielige Sanierung des Firmengeländes gestohlen hat". Der Freistaat habe dafür mit Steuergeld einspringen müssen.

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