Energiewende in Bayern:Grüne rügen "Armutszeugnis" beim Solar-Ausbau

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Katharina Schulze (Grüne) nimmt Ministerpräsident Markus Söder persönlich in die Pflicht: "Der Ausbau der Erneuerbaren in staatlicher Verantwortung muss Chefsache werden." (Foto: Florian Peljak)

Die Nutzung von geeigneten Dächern öffentlicher Gebäude für Solarzellen komme kaum voran, beklagt die Fraktion - Ministerpräsident Markus Söder halte großspurige Ankündigungen nicht ein.

Die bayerische Staatsregierung will bis 2025 alle 1300 geeigneten Dächer öffentlicher Gebäude mit Solarzellen ausstatten. Doch es geht nicht recht voran, bemängeln die Grünen im Landtag, vielmehr zeigten aktuelle Zahlen einen schleppenden Ausbau: Seit Ende 2022 seien lediglich 54 neue Anlagen auf öffentlichen Gebäuden installiert worden. Von den 11 000 Dächern staatlicher Gebäude seien nur fünf Prozent mit Photovoltaik belegt. Die Staatsregierung verfehle ihr selbst gestecktes Ziel, bis 2025 alle 1300 von der Regierung als geeignet empfundenen Dächer als Sonnenkraftwerke zu nutzen.

Die Zahlen gehen aus einer Antwort der Staatsregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen zurück. Diese liegt der Deutschen Presseagentur vor. Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze bezeichnete den Fortgang beim Ausbau als "Armutszeugnis", trotz "großspuriger Ankündigungen". Bevölkerung und Wirtschaft investierten kräftig in Solaranlagen - aber der Staat selbst kaum. Sie nahm Ministerpräsident Markus Söder (CSU) persönlich in die Pflicht. "Der Ausbau der Erneuerbaren in staatlicher Verantwortung muss Chefsache werden." Der grüne Energie-Experte Martin Stümpfig betonte, die Staatsregierung verschlafe einen Trend, die staatlichen Gebäude würden bezüglich ihrer energetischen Nutzung vernachlässigt: "Weshalb sollen hier fast 90 Prozent der Dächer ungeeignet sein für Photovoltaik?"

Die Staatsregierung hatte 2022 beschlossen, 125 Millionen Euro für den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern staatlicher Gebäude bereitzustellen. Söder propagiert Bayern gerne als "Sonnenland", in Abgrenzung zu den "Windländern" im Norden Deutschlands. Seiner These, Bayern sei beim Ausbau der erneuerbaren Energien insgesamt Spitzenreiter unter den Bundesländern, wird von Kritikern widersprochen. Nach Angaben der Bundesnetzagentur wurde in Bayern vergangenes Jahr eine Solarleistung von 3,5 Gigabyte zugebaut. Das ist der größte Zuwachs unter den Ländern, Bayern ist aber auch das größte Flächenland und hat die zweitgrößte Bevölkerungszahl nach NRW.

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