Großbrand bei Wiesenhof:Schlachthofruine noch nicht begehbar

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Mehr als zwölf Stunden kämpften 500 Feuerwehrleute, ehe sie das Großfeuer auf dem Wiesenhof-Schlachthof unter Kontrolle hatten. (Foto: Armin Weigel/dpa)
  • Nach dem Großbrand in der Schlachterei der Firma Wiesenhof warten die Brandfahnder darauf, das Gebäude begehen zu können.
  • 294 der 534 fest angestellten Mitarbeiter sollen weiterbeschäftigt werden. Für die anderen soll es eine Übergangslösung geben, bis die Schlachterei wieder aufgebaut ist.
  • Die Polizei hat den Schaden in den "oberen zweistelligen Millionenbereich" korrigiert.

Von Christian Sebald und Wolfgang Wittl, Bogen

Auch einen Monat nach dem Großbrand in der Hähnchen-Großschlachterei der Firma Wiesenhof ist die Ursache für das Feuer unklar. Die Brandfahnder der Polizei warten weiterhin darauf, die Gebäude betreten zu können. Die Produktionshallen seien immer noch einsturzgefährdet, erklärte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern. Wann die Experten mit ihren Untersuchungen beginnen können, gilt als völlig offen. Die Aufräumarbeiten auf dem Tausende Quadratmeter großen Gelände in Hofweinzier bei Bogen sind bereits in vollem Gange, ohne freilich mögliche Spuren zu verwischen. Nach derzeitigem Stand gibt es keine Anhaltspunkte für Brandstiftung.

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Mehr Klarheit herrscht in der Frage, wie es mit den etwa 750 Beschäftigten weitergeht. Wie eine Sprecherin des Unternehmens mitteilte, sollen 294 der 534 fest angestellten Mitarbeiter weiterbeschäftigt werden. Manche sind mit der Organisation des Wiederaufbaus befasst, andere werden vorübergehend an weiteren Standorten der PHW-Gruppe eingesetzt, zu der Wiesenhof gehört. Das bedeutet, sie müssen einstweilen in Hunderten Kilometer Entfernung arbeiten. Hofweinzier war der einzige PHW-Standort in Bayern.

Für 240 der festangestellten Mitarbeiter wurde mit dem Arbeitsamt, dem Betriebsrat und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ein Sozialplan erstellt. Ihnen wird gekündigt, sie sollen aber wieder eingestellt werden, sobald der Betrieb öffnet. Die 240 Mitarbeiter erhielten eine Abfindung, die den Lohnausgleich berücksichtige, teilte die Sprecherin mit. Ein detaillierter Zeitplan für den Wiederaufbau bestehe noch nicht. Als frühest möglicher Termin für die Eröffnung ist der September kommenden Jahres im Gespräch. In Teilen des Schlachthofs könne der Betrieb womöglich etwas früher anlaufen, hieß es.

"Faire und saubere Lösung"

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Die Gewerkschaft NGG sprach von einer "fairen und sauberen Lösung". Die Abfindungen für die gekündigten Mitarbeiter gleiche für die Dauer ihrer voraussichtlichen Arbeitslosigkeit die Differenz zwischen dem Arbeitslosengeld und ihren bisherigen Bezügen aus. "Damit kommen sie ohne Probleme über die Runden, wenn sie keinen Job bis zur Wiedereröffnung des Schlachthofs finden", sagte NGG-Sekretär Kurt Haberl. "Und dann können sie sofort wieder bei Wiesenhof anfangen."

Auch für die gut 200 Mitarbeiter, die über Werkverträge in Hofweinzier beschäftigt waren, soll es weitergehen. 50 seien in einem PHW-Betrieb in Brandenburg untergebracht worden, weitere 20 seien in Möckern (Sachsen-Anhalt) eingeplant. Zudem versuche man, an weiteren Standorten Jobs für die überwiegend osteuropäischen Werkarbeiter zu finden, bis sie in Hofweinzier wieder eine Perspektive hätten.

Der Schlachthof nahe Bogen zählte mit 220 000 täglich geschlachteten Hühnern bundesweit zu den größten und modernsten der PHW-Gruppe. Er war erst vor zwei Jahren eröffnet worden, ehe er im Februar während Umbauarbeiten niederbrannte. Entgegen ersten Schätzungen hat die Polizei den Schaden inzwischen in den "oberen zweistelligen Millionenbereich" korrigiert. Die Tiere werden laut Firmenangaben unter Einhaltung der Tierschutztransportverordnung zu anderen PHW-Standorten gefahren.

© SZ vom 20.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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