Jürgen Fundke ist Bürgermeister von Bad Griesbach, Mitglied einer überörtlichen Wählergemeinschaft und er sagt, er sei nicht ausländerfeindlich. Er sagt das sehr oft, es ist also wohl eine wichtige Botschaft. Die sich allerdings nicht sofort allen erschließt.
Jürgen Fundke nämlich, der Mann, der nichts gegen Ausländer hat, fand, dass sein Ort keine Ausländer mehr verträgt. Er wies seine Verwaltung deshalb an, neue Flüchtlinge nicht mehr zu registrieren. Verstanden nicht alle, also traf sich Fundke mit denen, die ihn auf jeden Fall verstehen: zwei Politiker der AfD. Sie machten ein Foto. Alle drei grinsten, alle reckten ihren Daumen in die Luft. Das aber – schon wieder so ein Missverständnis – heißt keinesfalls, dass Fundke die AfD gut findet. Findet er nämlich nicht, sagt er.
Alles ein bisschen verwirrend, also von vorne: Bad Griesbach hat laut Fundke knapp 9800 Einwohner, zu den bereits dort lebenden etwa 200 Geflüchteten sollten noch 35 dazukommen. Zu viel, fand Fundke, nicht, weil er gegen Ausländer sei, sondern, weil er es ungerecht findet, wenn andere Kommunen weniger aufnehmen. Flüchtlinge werden nicht gleichmäßig auf alle Kommunen verteilt, sondern kommen meist da unter, wo ein geeignetes Gebäude steht. Auch andere Bürgermeister kritisieren das. Fundke aber wählte eine ganz besondere Art des Protests.
Mit seiner Weigerung, die Flüchtlinge zu registrieren, erreichte er nicht viel, aber doch, dass Bad Griesbach in die Schlagzeilen kam. Und, na ja, der Teil, dass Ausländer eigentlich ja willkommen sind, stand nicht ganz oben. Der zweite Bürgermeister, Georg Greil von der SPD, beklagte einen Imageschaden. Dass ein Ort, der wie Bad Griesbach vom Fremdenverkehr lebt, vielleicht auch ein wenig fremdenfreundlich rüberkommen sollte, das war seine These. Greil war es dann auch, der die Flüchtlinge registrieren ließ. Und Fundke?
Traf sich mit der AfD. Er lächelte, zeigte seinen Daumen, ja, er segnete sogar die Pressemitteilung der AfD ab, in der sie ihn kräftig lobte. Im Gegensatz zum Stadtrat. Von 20 Stadträten rügten 19 sein Verhalten, ziemlich viele also. Und schon wieder, so beklagt das Fundke, wurde er von allen missverstanden. Wer meint, dass drei Männer, die zusammen ihre Daumen recken, sich gut verstehen, der irrt sich laut Fundke. Vielmehr wollte er seinen Protest gegen die ungerechte Verteilung von Geflüchteten zeigen. Aha.
Mittlerweile sagt er über das Treffen: „Das war ein großer Fehler.“ Immerhin das ist klar verständlich.