Süddeutsche Zeitung

Gottschalk im bayerischen Radio:Zurück zu den Wurzeln

Computer statt Plattenspieler, Moderation im Stehen: Nichts ist mehr so, wie es mal war im Radio - das musste Thomas Gottschalk bei seiner Rückkehr zu Bayern 3 erkennen. Der Moderator versprüht in seiner alten Wirkungsstätte viel Nostalgie und nimmt sich und seine Hörer auf die Schippe - wie in alten Zeiten.

"Schön, wieder da zu sein": Thomas Gottschalk (62) ist zu seinen Anfängen zurückgekehrt und hat ein Gastspiel beim Radiosender Bayern 3 gegeben, wo seine Karriere einst begann. Er moderierte am Sonntag in München die zweistündige Sendung Kultabend mit vielen Erinnerungen und viel Nostalgie. "Es ist nicht mehr so, wie es mal war", musste Gottschalk feststellen. "Man macht Radio jetzt im Stehen." Trotzdem möglich, dass es nicht bei dem einen Gastspiel bleibt. "Vielleicht darf ich ja nochmal", sagte Gottschalk zum Abschied. "Ich habe noch Musik für eine Sendung mehr."

Die Technik hatte ihm allerdings etwas zu schaffen gemacht. "Früher saß ich da mit drei Plattenspielern und war Herr der Lage." Das seien die guten Zeiten gewesen. Ein eigener Tiefgaragenplatz beim Bayerischen Rundfunk, Pfeife rauchen im Büro - "das war auch die glücklichste Zeit meines Lebens".

Passend zur nostalgischen Stimmung spielte Gottschalk Musik von Peter Gabriel, Def Leppard, R.E.M., Queen oder AC/DC - und "Here I go again" von Whitesnake. Von Interpreten neueren Datums schaffte es kaum jemand in die Sendung. Nur Green Day stand auf der Playlist. Gottschalk telefonierte mit alten Fans, las deren Briefe vor und machte sich immer wieder auch über sein fortgeschrittenes Alter - und das seiner Hörer - lustig.

"Ein paar Überlebende müsste es noch geben aus dieser Zeit", sagte Gottschalk. "Man glaubt ja nicht, wie alt diese Leute inzwischen sind, die mir damals zugehört haben." Oder: "Meine Hörer heißen eben noch Hans und Petra und so." Auch den Skandal um den Schleichwerbungs-Verdacht in der ZDF-Show "Wetten, dass..?!" baute er ein und sagte, nachdem er von Cowboy-Stiefeln erzählt hatte: "Ein bisschen Schleichwerbung muss schon sein - sonst merkt ja keiner, dass ich's bin."

Der Moderator hatte seine Karriere im Radio begonnen und bei Bayern 3 seit den 1970er Jahren Sendungen wie "Pop nach acht" und die "B3 Radio-Show" moderiert, die ihn - gemeinsam mit seinem Freund Günther Jauch - weit über Bayern hinaus bekannt machte. Im Herbst 1989 beendete Gottschalk seine Moderatorentätigkeit beim BR - und machte bekanntlich große Fernseh-Karriere.

Was ihm am Radio immer am besten gefallen hat, verriet er am Sonntagabend auch: "Ich zwinge fremde Menschen, die Musik zu hören, die ich gerade gerne hören möchte."

Doch möglicherweise steht nicht nur im Radio eine Rückkehr Gottschalks zum Bayerischen Rundfunk an. Voraussichtlich im Sommer werde der Entertainer eine Musikshow mit dem Titel "Good Vibrations" moderieren, berichtete der Branchendienst w&v. Der BR teilte mit, er sei mit Gottschalk im Gespräch, eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Die Show ist laut Sender "als Zeitreise durch Rock- und Popmusik aus vier Jahrzehnten Musikgeschichte konzipiert".

Bereits am Freitag hatte Gottschalk im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) eine dreistündige Live-Sendung bei Radioeins moderiert - in der Reihe "Rückkehr der Radiolegenden". Seit dem 28. Januar waren dort Hugo Egon Balder, Dagmar Berghoff oder Frank Elstner zu hören. "Thomas Gottschalk hat Fernsehgeschichte geschrieben. Ihn jetzt wieder live am Mikrofon zu erleben, ist großartig", sagte RBB-Intendantin Dagmar Reim.

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dpa/wolf
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