Goslar:Wie die CSU Sigmar Gabriels Heimatstadt erobert

Goslar hat entschieden: Der neue Oberbürgermeister heißt Oliver Junk, ist 35 Jahre alt - und hat ein CSU-Parteibuch. Und das will er auch in Niedersachsen behalten.

Olaf Przybilla

Das Jahr hat für Oliver Junk, 35, nicht besonders gut begonnen. Zwar galt der Stadtrat von Bayreuth als hoffnungsvolles Talent, und dass er für seine Partei - die CSU - im Jahr 2013 in den Landtag würde einziehen können, durfte man erwarten.

Oliver Junk

Oliver Junk ist neuer OB im niedersächsischen Goslar - und bleibt trotzdem in der CSU.

(Foto: dpa)

Wer sich aber zu Jahresbeginn mit Junk unterhielt, erlebte einen ernüchterten Mann. Junk hat, wie Karl-Theodor zu Guttenberg, an der Uni Bayreuth studiert, und, wie jener, dort promoviert. Dies jedoch ist beileibe nicht das Einzige, was die beiden verbindet: Seit Guttenberg 2007 zum Chef der CSU in Oberfranken gewählt wurde, trat diese Region plötzlich aus ihrem Schattendasein, vor allem in der eigenen Partei.

Im Windschatten von Guttenberg war der Nachwuchsmann aus Oberfranken ein gefragter Mann, einer, aus dem etwas werden konnte, wenn Guttenberg es nur wollte. Dann fiel Guttenberg. Und Junk machte nicht den Eindruck, als trauere er allein um dessen Karriere.

Am Sonntag nun ist der CSU-Mann aus Franken zum Oberbürgermeister von Goslar gewählt worden - hätte man ihm das zu Jahresbeginn prognostiziert, er hätte wohl selbst nicht mehr als ein Lächeln dafür übriggehabt. Mit 45,1 Prozent der Stimmen hat sich Junk gegen den früheren niedersächsischen Staatssekretär Christian Eberl durchgesetzt - ein FDP-Mann, der auch für die SPD und die Grünen ins Rennen gegangen war.

In Niedersachsen gilt ein Kommunalpolitiker mit einfacher Mehrheit als gewählt, Junk wird also demnächst seine Anwaltskanzlei in Bayreuth, auch den Vorsitz im dortigen CSU-Kreisverband aufgeben müssen. Von einem "phantastischen Gefühl" spricht er, zumal er nicht nur gegen drei Parteien, sondern auch noch "gegen Sigmar Gabriel angetreten" sei.

Bei allem Überschwang, man kann das schon so sehen. Denn der SPD-Parteichef hatte vieles darangesetzt, das Amt des Rathauschefs in seiner Heimatstadt nicht einem CSU-Mann zu überlassen, der so schnell aus Bayern nach Niedersachsen wechselte, dass noch nicht einmal Zeit blieb, CDU-Mitglied zu werden. Jetzt gibt es also einen CSU-Wahlgewinner in Norddeutschland. Für Gabriel sind das keine guten Nachrichten aus Goslar.

Schon wieder nicht, könnte man sagen: Denn die Wahlen in Goslar waren erst notwendig geworden, weil der bisherige Oberbürgermeister Henning Binnewies (SPD) seines Amtes entbunden worden war. Unregelmäßigkeiten in den städtischen Finanzen macht man ihm zum Vorwurf, im April hatten 87 Prozent der Goslarer dafür gestimmt, dass Binnewies sein Amt sofort niederzulegen habe, nicht erst 2014.

Während sich die SPD anschließend für den FDP-Mann Eberl starkmachte, begab sich die CDU auf die Suche nach einem Mann, der sich unbelastet von lokalen Zwistigkeiten bewerben könnte. Sie wurde fündig in Franken. Nur acht Wochen blieben dem eloquenten Juristen Zeit, Wahlkampf zu machen. Am Sonntag dann besiegte er Eberl, der es auf 24,1 Prozent brachte.

Wann wird Junk nun Mitglied der CDU? Gar nicht, sagt er im SZ-Gespräch. Seiner Partei fühle er sich sehr verbunden, für einen Wechsel sehe er "gar keine Veranlassung". Goslar wird in den nächsten acht Jahren also von einem CSU-Mann regiert.

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