Goldene Hochzeit:So muss wahre Liebe sein

Wie funktioniert eine gute Ehe, wie hält sie 50 Jahre und noch länger? Sechs Paare aus Oberbayern geben Tipps.

Von Julian Weber

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Quelle: dpa

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Wie funktioniert eine gute Ehe? Diese Frage füllt unzählige Ratgeberbücher und Internetforen - ein Patentrezept gibt es aber nicht. Wer 50 Jahre Ehe schafft, hat aber sicher einiges richtig gemacht. In Höhenkirchen-Siegertsbrunn haben im Juli und August sechs Paare diese Marke überschritten. Zusammen kommen sie auf 315 Ehejahre, viel Erfahrung also. Beim Ehefest der Gemeinde haben sie ihr Geheimnis für eine gute Ehe verraten.

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Quelle: Claus Schunk

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Petra (73) und Siegfried (75) Reinhold kennen sich seit der gemeinsamen Schulzeit in Ludwigsburg. Sie ging auf das Mädchen-, er auf das Bubengymnasium. Um die Mädels und Jungs voneinander fernzuhalten, wurden die Schulen durch einen Zaun getrennt. Genützt hat es nichts. Vielmehr haben sich die Verliebten in jeder Pause am Maschendraht getroffen. In einer Zeit ohne Telefon war das die einzige Möglichkeit, sich für am Nachmittag zu verabreden - mal ging es ins Schwimmbad, mal zum Tanzen. Acht Jahre später hat das Paar in München geheiratet, am 1. Juli 1966.

Was ist das Geheimnis ihrer Ehe?

Siegfried Reinhold: "Man schaut, dass man als junger Mensch mit zwei kleinen Kindern die Familie hochbringt. Da ist man ganz schön beschäftigt. Wir haben eben alles zu zweit gemacht, damit wir eine ordentliche Familie hinbekommen und ordentlich leben können."

Petra Reinhold: "Wir hatten einfach zu wenig Zeit, um groß zu streiten und zu überlegen, ob wir die Sache ändern."

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Katharina (85) und Reinhold (81) Wittmann sind sogar schon 60 Jahre verheiratet - sie feiern Diamantene Hochzeit. Kennengelernt haben sie sich durch Reinholds Schwester. Ihre erste Begegnung fällt in keine einfache Zeit: Katharina wurde aus Schlesien vertrieben, Reinholds Familie war ausgebombt. Nach zweieinhalb Jahren, am 13. Juli 1956, haben sie in der Münchner Paulskirche geheiratet.

Was ist das Geheimnis ihrer Ehe?

Katharina Wittmann: "Eigentlich gibt es kein Geheimnis. Wir haben immer an einem Strang gezogen und unsere Probleme immer gemeinsam gelöst. Mein Mann hat gearbeitet und ich war der Finanzminister."

Reinhold Wittmann: "Die Freizeit, die ich hatte, haben wir dann aber zusammen verbracht. Natürlich mit den Kindern, und heute mit Enkelkindern. Und Kegel."

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In der Kur entwickeln sich Freundschaften und Liebschaften, der Volksmund spricht vom Kurschatten. So war das auch bei Adelheid und Albert Kaiser (beide 76). 1960 war Adelheid zur Kur in St. Blasien im Schwarzwald. In einem Café fallen der jungen Duisburgerin drei Männer auf. Als sie gehen will, steht einer der Männer hinter ihr, hilft ihr in den Mantel. Es ist Albert. Später hält er mit dem Auto neben ihr, fragt, ob er sie nach Hause fahren soll. Sie lehnt ab - zumindest für den Moment. Ein halbes Jahr später, am 14. Juli 1961 heiratet das junge Paar.

Was ist das Geheimnis ihrer Ehe?

Adelheid Kaiser: "Das Wichtigste ist, den Partner zu akzeptieren, wie er ist. Ich habe am Anfang immer gesagt: 'Ach mach dies, mach das, das gefällt mir nicht.' Mittlerweile lasse ich das, ich nehme ihn so, wie er ist. Und damit fahre ich gut."

Albert Kaiser: "In unseren ersten fünf Ehejahren war ich nur im Außendienst. Wir hatten damals schon zwei kleine Kinder, aber ich hatte diesen engen Kontakt nicht. Daher war es oft sehr schwierig, die Interessen zusammenzubringen. Das passt nur, wenn man einigermaßen auskommt, wenn man sich riechen kann. Sonst klappt das einfach nicht."

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Die Beziehung von Eva-Maria (70) und Alois (77) Dapprich legte einen Blitzstart hin. Die Münchnerin und der Saarbrücker begegneten sich zum ersten Mal vor einem Blumenladen - da hat es gefunkt. Bereits drei Monate später, am 4. August 1966, haben die beiden geheiratet.

Was ist das Geheimnis ihrer Ehe?

Alois Dapprich: "Die Zeit geht vorbei, mein Gott. Nein, Spaß beiseite, da haben wir uns bisher wenig Gedanken gemacht."

Eva-Maria Dapprich: "Wichtig ist, dass man einander akzeptiert. Man darf nicht immer sein Recht durchbringen, sondern muss auch die Meinung des anderen gelten lassen. Am Anfang unserer Ehe kannten wir uns kaum, und wir haben uns wirklich zusammenraufen müssen. Man muss einander einfach schätzen."

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14. Oktober 1964, im Münchner Bürgerbräukeller ist Tanzabend. Die Damen werden durchgetauscht, nach ein paar Runden findet sich ein Paar fürs Leben. Knapp zwei Jahre nach ihrem ersten Tanz heiraten Sieglinde (71) und Helmut (74) Klingl. Der junge Priester, der ihnen die Gelübde abnimmt, ist ein Cousin von Helmut. Seine erste Trauung war ein Erfolg: die Ehe hält seit 50 Jahren.

Was ist das Geheimnis ihrer Ehe?

Helmut Klingl (lacht): "Außendienst ist nicht schlecht. Im Rückblick würde ich das aber nicht mehr tun, weil ich nicht gesehen habe, wie meine Kinder groß geworden sind. Als Mann muss man oft mal einstecken können, ein bisschen diplomatisch sein, mal sagen: 'Hast scho recht, is scho so.'"

Sieglinde Klingl: "Viele Freundinnen haben gesagt: 'Mei hast du es schön, dein Mann ist ja nie da.' So ein Schmarrn. Damals hab ich mir einen Mann gewünscht, der abends nach Hause kommt und Fußball schaut."

Helmut Klingl: "Bei der EM musste ich zum Fußballschauen aber immer einen Stock höher. So ändern sich die Zeiten."

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Die Beziehung von Georgine (72) und Klaus (78) Pörtl ist vom Zufall geprägt. In ihrer Jugend hatten sie die gleiche Gesangslehrerin - er wollte Schauspieler werden, sie Sängerin. Sie gehen zusammen aus. Auf Druck seines Vaters musste Klaus aber "etwas Anständiges" lernen. Er beginnt ein Romanistikstudium, für seine Doktorarbeit geht er nach Spanien. Nach sieben Jahre treffen sich die beiden wieder, auf einmal geht alles sehr schnell. Am 12. August 1966 werden die sie von einem befreundeter Benediktinerpater aus dem Kloster Schäftlarn getraut.

Was ist das Geheimnis ihrer Ehe?

Klaus Pörtl: "Es gibt Momente, in denen man merkt, dass man zusammengehört. Das war bei mir, als ich in der Uni Mainz einen Schlaganfall hatte. Ein befreundeter Arzt schickte mich sofort ins Krankenhaus und rief meine Frau an. Die Entfernung zwischen Mainz und Höhenkirchen sind 365 Kilometer. Die Untersuchungen waren gerade fertig, da stand sie schon an meinem Bett. Diese feste Verbundenheit wird mir immer in Erinnerung bleiben."

Georgine Pörtl: "Auf dieser Basis haben wir unsere Probleme gelöst. Kein Mensch schwebt auf lauter rosaroten Wolken durchs Leben. 50 Jahre bringen auch Krankheit und Kummer mit sich. Aber das hat nicht dazu geführt, dass ich gesagt hab: 'Oh, der Nachbar gefällt mir viel besser.'"

© SZ vom 25.08.2016/sim
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