Bahnverkehr:Go Ahead heißt jetzt Arverio

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Sehen genauso aus wie zuvor, heißt aber nun Arverio und nicht mehr Go Ahead: die Züge im Raum Augsburg und im Allgäu. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Die Züge im Raum Augsburg betreibt nun die ÖBB. Schnelle Verbesserungen soll es geben – mehr Pünktlichkeit wird sich aufgrund der maroden Infrastruktur aber nicht einstellen.

Von Florian Fuchs, Augsburg

Was den Namen betrifft, hat die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) ganz tief ins Lexikon der alten Götter geschaut. Go Ahead und damit die Züge, die in Schwaben rund um Augsburg, durchs Allgäu nach Lindau und bis hinauf nach Würzburg fahren, heißen jetzt Arverio. Abgeleitet von Arvernus, dem Gott der Wege, teilt das Zugunternehmen mit, gemeint ist wohl die keltische und germanische Gottheit, die dem römischen Mercurius gleichgesetzt ist. Sabine Stock, Vorständin ÖBB-Personenverkehr AG, drückt es so aus: „Ein bisschen göttlichen Beistand kann jeder gebrauchen.“

Das gilt insbesondere für den Bahnverkehr in der Bundesrepublik, aufgrund maroder Infrastruktur haben Ruf und Pünktlichkeit arg gelitten. Die ÖBB rühmt sich, mit 95 Prozent Pünktlichkeit im Personenverkehr zu den pünktlichsten Bahnen Europas zu gehören, da ist es aus Sicht der Österreicher ganz praktisch, da Arverio zwar Teil der ÖBB ist, aber in Bayern und auch im Netz in Baden-Württemberg als eigenständige Marke auftritt. Dann verhagelt es die Statistik nicht. Denn auch wenn Fabian Amini, CEO von Arverio, Verbesserungen für Fahrgäste ankündigt, bleibt klar: Überlastete Knotenpunkte und Zulaufstrecken sowie Baustellen der Deutschen Bahn wird der Betreiber mit dem neuen Namen nicht einfach wegzaubern können. Passagiere müssen also weiterhin mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen, wenngleich der Fahrgastverband Pro Bahn den Eigentümerwechsel positiv sieht.

Am Fahrplan und den zu bedienenden Strecken ändert sich vorläufig nichts, auch wenn Sabine Stock betont, dass die ÖBB langfristig in Deutschland expandieren will. Das Augsburger Netz umfasst die Strecken nach München, Ulm, Donauwörth und über Nordschwaben hinaus bis Würzburg und Aalen. Im Allgäu werden Arverio-Züge von München über Memmingen nach Lindau fahren. Die Züge bleiben im Design blau-weiß, sie erhalten nur bis spätestens Ende des Jahres ein neues Logo.

Die Ursachen für die für Fahrgäste neuralgischen Punkte „Pünktlichkeit“ und „Ausfälle“ liegen laut Arverio aber in einem – diplomatisch ausgedrückt – „Marktumfeld mit schwierigen Rahmenbedingungen“, also etwa in der überlasteten Infrastruktur sowie dem Fachkräftemangel. Wobei das Unternehmen den Lokführermangel inzwischen auch nach Aussage von Pro Bahn gut in den Griff bekommen hat.

Arverio-Chef Amini würde gerne „die Infrastruktur aus Österreich mit nach Deutschland importieren“. Da dies nicht möglich ist, erhofft sich Arverio zum Beispiel im Flottenmanagement von der Übernahme durch die ÖBB zu profitieren: Funktioniert etwas mit oder an den Zügen nicht, wird Siemens in Zukunft wohl schneller bereit sein, Abhilfe zu schaffen. Die ÖBB, sagt Jörg Lange von Pro Bahn, sei im Schienenfahrzeugmarkt ein Schwergewicht, da müssten Hersteller anders als bisher reagieren. Und damit würden auch weniger Züge ausfallen. Laut Fahrgastverband bringt die Übernahme durch die ÖBB Stabilität ins Netz.

Arverio betont, bereits unter der bisherigen Marke Go Ahead eigen verschuldete Zugausfälle seit August vergangenen Jahres unter ein Prozent gedrückt zu haben. In den vergangenen Monaten kritisierte das Unternehmen die Deutsche Bahn harsch für zu spät angekündigte Baustellen, die viele Verspätungen verursachten. Zudem ist der Hauptbahnhof München chronisch überlastet. Züge haben laut Fahrgastverband nur 15 Minuten Zeit, bevor sie wenden. Kommt also ein Zug mit mehr als zehn Minuten Verspätung in München an, wird er auch von München aus auf der wichtigen Strecke Richtung Augsburg gleich mit Verspätung starten.

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