Blank im wörtlichen Sinn ist der Nördliche Schneeferner in diesen Tagen nicht, dazu ist sein Eis zu sehr mit Staub und Sand durchsetzt. Eine schützende Schneedecke hat der höchstgelegene Gletscher Deutschlands auf dem Zugspitzplatt aber schon seit Anfang August nicht mehr. Damit ist er heuer vier Wochen früher ausgeapert als in den vergangenen Jahren. Die Experten aus der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus führen das auf einen schneearmen Winter und ein warmes Frühjahr zurück - und auf den Saharastaub, den es im März obendrein angeweht hat. Er hat den Schnee verdunkelt und umso schneller schmelzen lassen, genau wie nun das dunklere Eis des Gletschers mehr Wärme aufnimmt als es sonst der hellere Schnee getan hätte. Und so geht es mit allen fünf Gletschern gerade noch viel schneller dahin als bisher schon.
"2022 wird als ein Rekordjahr eingehen, das ist sicher", sagt der Glaziologe Olaf Eisen. "Die Frage ist nur: Wie viel schlimmer wird es als im bisherigen Rekordjahr 2003?" Vergangenes Jahr billigte ein Expertengremium Bayerns Gletschern statt zuvor 30 Jahren nur noch zehn zu - doch nun könnte das Ende noch schneller kommen.
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Der Südliche Schneeferner auf der Zugspitze ist ohnehin nur noch ein klägliches Häufchen. "Es könnte sogar sein, dass der zum Ende des Jahres schon Vergangenheit ist, da ist fast nichts mehr da", sagt Christoph Mayer von der Akademie der Wissenschaften. Er und andere Fachleute machen die hohen Temperaturen und vor allem den Saharastaub vom März für den besonders frühen und schnellen Schwund verantwortlich. "Wir haben jetzt einen Zustand, wie er normalerweise am Ende des Sommers kurz vor dem ersten Schneefall auftritt", sagt Gletscher-Forscher Eisen.
Entsprechend schwinden auch das Blaueis und der Watzmanngletscher in den Berchtesgadener Alpen und der Höllentalferner an der Zugspitze. Der liegt zwar tiefer als der Nördliche und der Südliche Schneeferner, aber schattiger. Er wird wohl bald der letzte sein.