Glasfassaden von Gebäuden oder Lärmschutzwände sind jährlich tödliche Fallen für mehr als 100 Millionen Vögel in Deutschland. Abhilfe schaffen will der bayerische Naturschutzbund LBV mit seinem Projekt "Unsichtbares sichtbar machen". Er rief daher am Dienstag in Hilpoltstein die Bevölkerung im Freistaat auf, gefährliche Glasfassaden zu erfassen und ihm diese unter www.lbv.de/vogelschlag-melden zu melden.
"Während des Vogelzugs im Herbst und Frühjahr steigt das Risiko für Vogelschlag, weil mehr Vögel längere Strecken zurücklegen", erläutert LBV-Biologe Peter Stimmler. Nicht immer würden die Vögel unmittelbar durch die Kollision sterben, sondern verendeten erst später an inneren Verletzungen. Wer Vogelschlag an einem Bürogebäude, Bushäuschen oder Wintergarten beobachte, solle den LBV online darüber informieren. Anhand dieser Daten plane der Verband dann gezielte Schutzmaßnahmen an risikoreichen Gebäuden in Bayern zu fördern.

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Laut Mitteilung kollidieren nicht nur häufige, in Siedlungen vorkommende Arten mit Glasscheiben. Auch seltene und bedrohte Arten wie Eisvogel oder Rauchschwalbe gehörten zu den Opfern. "Neben dem Verlust natürlicher Lebensräume sind Glasfassaden die zweithäufigste Todesursache für Vögel. Diese große Gefahr für die Vogelwelt ist meist weder den planenden Architekturbüros noch den Mietern bekannt", so Stimmler. Denn nur ein geringer Anteil der Vögel, die mit Fenstern kollidierten, finde sich anschließend tatsächlich noch vor dem Gebäude. Oft würden die benommenen oder toten Vögel letztlich von Katzen oder Mardern gefressen.
Jede und jeder könne beim LBV-Projekt mitmachen. Wer einen Vogel finde, solle die Position oder Adresse des Fundortes sowie die Himmelsausrichtung der Fassade angeben. Auch ein Foto des gefundenen Vogels inklusive Angaben zum Zustand seien hilfreich. Sollte das Tier die Kollision überlebt haben, empfehle es sich, dieses in einem Karton mit Luftlöchern an einem ruhigen Ort mit Zimmertemperatur für einige Stunden unterzubringen. Nahrung oder Flüssigkeit sollte der Vogel nicht bekommen, weil er sich sonst verschlucken könnte, sagt der LBV-Biologe. Bei sehr schweren Verletzungen könnten Vogelauffangstationen, Tierkliniken oder Arztpraxen weiterhelfen.