Fotoinstallation in Abensberg:„Make love great again“

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Die Feuerwehr rückte mit der Hebebühne an, damit die Porträts am Herzogskasten befestigt werden konnten. (Foto: Anton Mirwald)

Pünktlich zum politischen Frühschoppen beim Gillamoos hängen am Stadtmuseum und an der Stadtmauer fast 500 Porträts. Sie sind Teil einer internationalen Kunstaktion – und richten sich auch an die Redner in den Festzelten.

Von Katja Auer, Abensberg

Wenn am Montag Politiker alle Couleur nach Abensberg pilgern, um beim politischen Frühschoppen am Gillamoos-Volksfest mal wieder richtig loszuledern, dann kommen sie leider nicht am Herzogskasten vorbei. Dabei prangt dort am städtischen Museum eine Botschaft, die nicht zufällig genau zum beliebten Jahrmarkt und seinem weithin bekannten politischen Schlagabtausch angebracht wurde.

„Es ist wichtig, dass wir ein demokratisches Miteinander pflegen und erhalten“, sagt Beatrice Wichmann, die Leiterin des Stadtmuseums. Dafür hat sich eine Initiative zusammengetan unter dem Motto „Gesicht zeigen für Demokratie, Vielfalt und Toleranz“. 473 Porträts von Menschen aus Abensberg und der Region haben sie in den vergangenen Wochen angefertigt und diese nun am Museum und an der Stadtmauer angebracht.

Vis-à-vis im Schlossgarten hält die AfD seit ein paar Jahren ihre Kundgebung am Gillamoos ab. Auf dem Festgelände selbst war kein Platz mehr. Gut möglich, dass die Zuhörer bei der AfD einen Blick auf das Kunstprojekt werfen können. „Es war schon der Wunsch, dass sich das Projekt auch an die politische Öffentlichkeit richtet“, sagt Wichmann. Nicht nur bei der AfD war der Tonfall in den vergangenen Jahren immer wieder auffällig scharf geworden.

Die Aktion ist eingebettet in das internationale Projekt „Inside Out“ des französischen Künstlers JR. Der veranstaltet seit mehr als zehn Jahren großformatige Kunstaktionen im öffentlichen Raum, immer verbunden mit einer Botschaft zu Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und anderen großen gesellschaftlichen Themen.

Bekannte und unbekannte Leute aus Abensberg und Umgebung zeigen Gesicht für Toleranz. (Foto: Anton Mirwald)
An der Stadtmauer setzt sich die Installation fort. (Foto: Anton Mirwald)

Ähnliche Fotoinstallationen wie in Abensberg waren schon in vielen Ländern der Welt zu sehen, immer sind es Porträts, immer ist der Hintergrund gepunktet für den Wiedererkennungswert. Ihre Botschaft definieren die jeweiligen Initiativen selbst. „Es gab eine überraschende Resonanz“, sagt Museumschefin Wichmann. Fast 500 Menschen aus der Gegend beteiligten sich, jeden Alters, jeden Geschlechts, darunter Personen des öffentlichen Lebens, aber auch viele Privatleute.

Wer sich fotografieren ließ, konnte auch ein Statement abgeben, „da waren die Älteren etwas spontaner“, sagt Wichmann. Die Sätze sind ebenfalls im Herzogskasten zu lesen. „Bunt ist meine Lieblingsfarbe“ stehe da zum Beispiel, ein Zitat von Bauhaus-Gründer Walter Gropius, oder der Satz „make love great again“. Aber auch eine Liebesklärung an den Freistaat: „Wir dürfen alle stolz sein auf unser Bayern, auf unsere Demokratie, es ist nicht selbstverständlich, in so einem wunderbaren Land zu leben.“ Der stammt nicht von CSU-Chef Markus Söder, der ist nicht auf den Fotografien zu sehen.

Bis etwa Mitte September sollen die großformatigen Porträts hängen bleiben, die Botschaft freilich gilt auch darüber hinaus.

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