Süddeutsche Zeitung

Gewerkschaft:380 000 IG-Metaller in Bayern bekommen einen neuen Chef

Audi-Aufsichtsrat Johann Horn soll im Herbst den Vorsitz der größten Gewerkschaft im Freistaat übernehmen.

Von Uwe Ritzer

An der Spitze der größten bayerischen Gewerkschaft kommt es schon bald zu einem Wechsel. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hört Jürgen Wechsler nach acht Jahren als Bezirksleiter der IG Metall im Herbst aus Altersgründen auf. Sein Nachfolger wird voraussichtlich Johann Horn, derzeit noch Bevollmächtigter am Audi-Standort Ingolstadt.

Nach Informationen aus Gewerkschaftskreisen billigten die Mitglieder bayerischen Bezirkskommission der IG Metall bei ihrer Sitzung am Vormittag die Personalie einstimmig. Formal handelt es sich um einen Vorschlag an den Vorstand der deutschen IG Metall, denn Bezirksleiter werden, anders als Bevollmächtigte in den jeweiligen Verwaltungsstellen, nicht von den Mitgliedern gewählt, sondern von der Zentrale eingesetzt. Dass die Entscheidung im Falle Wechsler/Horn so fallen wird, gilt jedoch als sicher. "Die Personalie wurde natürlich im Vorfeld mit dem Vorstand abgesprochen", sagte ein Insider.

Nach SZ-Informationen gibt Wechsler seinen Posten an der Spitze der knapp 380 000 bayerischen Metallgewerkschafter Ende Oktober auf, kurz vor seinem 63. Geburtstag. Es sei für ihn altersmäßig, aber auch für die bayerische IG Metall der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel, soll Wechsler intern argumentiert haben. Die nächste Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie steht erst 2020 an, so dass die Gewerkschaft genug Zeit habe, sich an der Spitze personell neu zu organisieren.

Ehe er 2010 als Nachfolger von Werner Neugebauer bayerischer IG-Metall-Chef wurde, war der gelernte Mechaniker zweiter und erster Bevollmächtigter seiner Gewerkschaft in Nürnberg. Dort machte er unter anderem als Streikführer beim siebenwöchigen Arbeitskampf um das AEG-Werk 2006 bundesweit auf sich aufmerksam.

Während seiner Zeit als bayerischer Bezirksleiter stieg die Zahl der IG-Metall-Mitglieder im Freistaat dem Vernehmen nach um fast 25 000. Alle 21 Verwaltungsstellen im Freistaat wurden unter seiner Führung personell verjüngt. 2013 war er aufseiten der Arbeitnehmer Verhandlungsführer bei einem Pilot-Tarifabschluss in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie. Zuletzt handelte Wechsler mit der Staatsregierung und den Arbeitgebern einen "Autopakt" aus, um die Zukunft der insgesamt 400 000 Arbeitsplätze in der größten Branche in Bayern auch im Zeitalter von E-Mobilität und autonomem Fahren langfristig zu sichern.

Eine Thematik, die auch seinem designierten Nachfolger Johann Horn, 60, nicht fremd ist. Auch er stammt aus Nürnberg, wo er eine Lehre als Werkzeugmacher bei AEG absolvierte und 1987 als Gewerkschaftssekretär seine Karriere bei der IG Metall startete. Später übernahm er die Leitung der Schwabacher und im Jahr 2000 der Ingolstädter Verwaltungsstelle. Der Gewerkschaftsführer ist zudem Mitglied im Aufsichtsrat bei Audi.

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