Gewalt gegen Rettungskräfte:Randale in der Notaufnahme

Gewalt im Krankenhaus

Retter in Gefahr? Plakate in der Notaufnahme im Klinikum Nürnberg fordern zu friedvollem Verhalten auf.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Bayerns Kliniken klagen über aggressive Patienten oder Angehörige. Auch Polizisten müssen oft die Erfahrung machen, dass alle Hemmungen fallen.

In Bayerns Kliniken wächst die Sorge um die Sicherheit von Pflegern und Ärzten. "Die Gewaltbereitschaft von Patienten und Angehörigen nimmt zu, vor allem in der Notaufnahme", sagte der Sprecher der bayerischen Krankenhausgesellschaft, Eduard Fuchshuber, der Deutschen Presse-Agentur. Übergriffe gebe es vor allem, wenn Patienten unter Alkohol oder Drogen stünden oder wenn die Notaufnahmen überfüllt seien und Patienten rebellierten, weil sie nicht schnell genug behandelt werden.

Laut Nürnberger Nachrichten beklagt das örtliche Klinikum mehr aggressive und gewalttätige Patienten, die etwa auf der Station Geräte kaputt schlügen. Mit Drohungen werde versucht, eine bevorzugte Behandlung durchzusetzen, zudem häuften sich Vandalismus und Diebstähle. 2018 gab es demnach im Nord- und Südklinikum 380 verbale und tätliche Angriffe. Deshalb habe der Vorstand entschieden, die Mittel für Sicherheit von jährlich 600 000 Euro auf eine Million Euro zu erhöhen. Auch die Zahl der Sicherheitskräfte soll steigen.

Das Uniklinikum Regensburg verzeichnet ebenfalls einen - wenn auch leichten - Anstieg von Übergriffen; Mitarbeiter erhielten Deeskalationsschulungen. Andere Kliniken im Freistaat melden stagnierende Verhältnisse, in Erlangen zählt man weniger Einsätze als im Vorjahr. Problematisch sei, dass allgemeine Krankenhäuser Ausgaben für die Sicherheit nicht von den Kassen refinanziert bekämen, so Fuchshuber. "Das Phänomen ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Jeder ist sich selbst der Nächste und hält seine Behandlung für die dringendste."

Der Trend hatte sich zuletzt gegenüber anderen Rettungskräften wie Feuerwehr und Polizeibeamten gezeigt. Entsprechende "Lagebilder" des Innenministeriums dokumentieren das: 2017 gab es in Bayern 7334 Fälle von physischer und psychischer Gewalt, die sich gegen 16 500 Polizisten richtete. 68 Prozent der Aggressoren standen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss, 87 Prozent waren Männer, 28 Prozent Ausländer. Innenminister Joachim Herrmann sagte zum Lagebild vorigen Sommer: "Jeder Angriff gegen Polizisten ist ein Angriff gegen unsere Gesellschaft und unsere demokratischen Grundwerte."

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