Kriminalität:Deutlich mehr Delikte von gewaltbereiten Jugendgruppen

Kriminalität: Bei 98,9 Prozent der Fälle von gewaltbereiten Jugendgruppen sind die Täter männlich.

Bei 98,9 Prozent der Fälle von gewaltbereiten Jugendgruppen sind die Täter männlich.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Eine Studie zeigt, dass die Täter meist männlich sind und aus zerrütteten Familien stammen.

Gewaltbereite Jugendgruppen sind nach Einschätzung des Landeskriminalamtes ein großes Problem in bayerischen Großstädten. Die Zahl sogenannter Gruppendelikte bei Jugendlichen sei dort von 2018 bis 2021 massiv gestiegen: um das 16-Fache, wie aus einer am Freitag vom LKA veröffentlichten Studie hervorgeht. Dafür wurden Zahlen aus München und dem Umland, Nürnberg und Augsburg ausgewertet, die von 13 im Jahr 2018 auf 209 im Jahr 2021 stiegen.

Im Jahr 2022 zeigte sich dagegen offenbar ein starker Rückgang der Delikte: In der ersten Jahreshälfte wurden 15 gezählt, wie Michael Laumer von der Kriminologischen Forschungsgruppe der Bayerischen Polizei (KFG) sagte. Aber: "Das Grundproblem ist nicht weg." Nicht selten stehen die Delikte nach Angaben Laumers in Verbindung mit Waffen oder Rauschgift. Die Gruppen bestünden nahezu ausschließlich aus männlichen Jugendlichen (zu 98,9 Prozent), die im Schnitt 17,6 Jahre alt und damit beinahe erwachsen sind. Laut Studie besuchen sie überwiegend eine Haupt- oder Mittelschule.

Die Gruppenmitglieder seien meist in zerrütteten Familienverhältnissen und sozioökonomisch schwächeren Stadtvierteln aufgewachsen. Diese Viertel sind laut Studie "gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an Migranten, ein niedriges Familieneinkommen und beengten Wohnraum". Perspektivlosigkeit sei ein wichtiges Thema, denn ein Großteil der Gruppenmitglieder breche die Schule frühzeitig ab, schaffe den Abschluss nicht und könne sich darum Berufswünsche nicht erfüllen. "Durch die Mitgliedschaft in einer gewalttätigen Jugendgruppe suchen die jungen Menschen Respekt und Anerkennung; finanzielle Anreize und der Ersatz für fehlenden familiären Halt sind weitere Motive der Zugehörigkeit", teilte das LKA mit.

Anlass für die Studie, die sich vor allem auf Zahlen aus dem zuletzt veröffentlichten Kinder- und Jugendbericht aus dem Jahr 2021 bezieht, waren den Angaben zufolge "schwerwiegende und aufsehenerregende Gewalttaten von kriminellen Jugendgruppen" in den vergangenen Jahren. Im März 2022 endete beispielsweise eine verbale Auseinandersetzung zwischen mehreren Jugendlichen in München mit einem tödlichen Messerstich. Ein 18-Jähriger starb.

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