Die Gewalt an Bayerns Schulen nimmt laut Daten der Polizei zu. Die Zahl von Gewaltdelikten sowie von vorsätzlichen leichten Körperverletzungen stieg in den vergangenen Jahren deutlich an, wie das Landeskriminalamt (LKA) erläutert. Im Bereich der Gewaltkriminalität stiegen die Zahlen laut Kriminalstatistik im vergangenen Jahr auf 778 Fälle an, 2023 hatte es 690 gegeben. Das ist eine Zunahme um 12,8 Prozent.
Bei den separat erfassten vorsätzlichen leichten Körperverletzungen an Schulen lag der Anstieg mit 15,1 Prozent noch höher. Erfasst wurden 2252 Fälle (2023: 1955). Die Zahlen erreichten im Zehn-Jahres-Vergleich Höchstwerte, erläuterte das LKA. Sie lägen auch über dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Im Vergleich zum Jahr 2015 hätten sich die Zahlen sogar mehr als verdoppelt. Bei der Gewaltkriminalität waren damals 299 Fälle an Schulen registriert worden, bei den vorsätzlichen leichten Körperverletzungen waren es 1080 Fälle.

SZ Bayern auf Whatsapp:Nachrichten aus der Bayern-Redaktion – jetzt auf Whatsapp abonnieren
Von Aschaffenburg bis Berchtesgaden: Das Bayern-Team der SZ ist im gesamten Freistaat für Sie unterwegs. Hier entlang, wenn Sie Geschichten, News und Hintergründe direkt aufs Handy bekommen möchten.
Allerdings könnten die erhöhten Zahlen teilweise ihre Ursache auch in einer größeren Anzeigebereitschaft in einer sensibleren Gesellschaft haben, hieß es. Das Kultusministerium unterstrich, jeder Fall müsse ernst genommen werden. Körperliche wie auch seelische Gewalt dürften an Schulen keinen Platz haben. „Gerade die vielschichtigen und nicht immer eindeutigen Erscheinungsformen von Gewalt erfordern dabei eine sensible Herangehensweise, um die notwendige Vertrauensbasis für eine Lösung und Hilfe zu gewähren“, erläuterte eine Ministeriumssprecherin. „Maßgeblich für uns ist eine individuelle und lösungsorientierte Unterstützung.“
Das Landeskriminalamt verwies auch auf grundsätzlich steigende Zahlen im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität, nicht nur an Schulen. Die sei eine relativ neue Entwicklung, die noch nicht umfassend erforscht sei.
Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), verortet die Ursachen für die Gewaltzunahme vor allem außerhalb der Schulen. In einem Gastbeitrag für das Magazin Psychotherapie in Politik und Praxis beschrieb sie kürzlich, wie Gewalterfahrungen im Elternhaus oder auf digitalen Plattformen Schülerinnen und Schüler prägen. In manchen Familien sowie im Internet sei Gewalt „allgegenwärtig“, so Fleischmann. Betroffene Kinder und Jugendliche könnten sich an falschen Vorbildern orientieren. Die BLLV-Präsidentin fordert deshalb mehr Personal für Medienerziehung und Gewaltprävention, zum Beispiel durch einen Ausbau der Beratungslehrkräfte und Schulpsychologinnen.