Gesundheitspolitik:"Unfug und brandgefährlich"

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Die SPD-Fraktion kritisiert scharf die umstrittene Homöopathie-Studie. Die vom Freistaat geplante Untersuchung wird wohl auch doppelt so teuer als zunächst angedacht

Von Dietrich Mittler, München

Gegen die Mehrheit aus CSU, Freie Wähler und Grüne, die im Landtag im Kampf gegen multiresistente Keime auch eine Studie zur Wirkung der Homöopathie mitbeschlossen hatte, stand die SPD auf mit ihrer Kritik auf verlorenen Posten. Doch Ruth Waldmann, die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, denkt nicht ans Aufgeben - zumal die umstrittene Studie mit 800 000 Euro jetzt doppelt so viel Geld kosten wird.

Im Gesundheitsausschuss forderten Waldmann und andere SPD-Abgeordnete am Dienstag von der Staatsregierung "umgehend" einen Bericht darüber, wie denn nun untersucht werden soll, "ob man Antibiotika durch Homöopathie ersetzen kann". Waldmann hat darauf bereits ihre Antwort: "Auf Staatskosten untersuchen zu wollen, ob Homöopathie Antibiotika ersetzen kann, ist wissenschaftlicher Unfug und brandgefährlich." Es gebe bereits genug Untersuchungen, und deren Ergebnis sei eindeutig: "Es kann keine Wirkung von homöopathischen Präparaten nachgewiesen werden, die über den Placebo-Effekt hinausgeht", sagte Waldmann mit Blick auf ihren aktuellen Berichtsantrag. Außerdem gebe es drängendere Probleme - etwa die Medikamenten-Engpässe.

Für Waldmann steht überdies auch zur Kostenverdoppelung noch eine nachvollziehbare Begründung aus. Klar sei aber, "dass öffentliche Steuergelder nicht an private Institutionen gehen dürfen, die womöglich eigene Interessen haben und zweifelhafte Methoden anwenden könnten". Es stelle sich die Frage, ob der Studienauftrag überhaupt ausgeschrieben werde und welche wissenschaftlichen Forschungsinstitute dann mit welchem Auftrag zur Abgabe eines Angebotes eingeladen werden.

Vor Kurzem bekam Waldmann einen Brief von Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Darin hieß es, verschiedene Hochschulen seien gebeten worden, bei der Konzeption und Realisierung "einer wissenschaftlich fundierten Studie" mitzuhelfen. Und: Die Wirksamkeit vieler Methoden der alternativen Medizin sei "nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin bisher nicht nachgewiesen". "Ein Dokument der Rat- und Hilflosigkeit", sagte Waldmann. Im Gesundheitsausschuss stieß ihre Kritik indes auf wenig Gegenliebe: CSU und Freie Wähler lehnten den SPD-Antrag schlichtweg ab

© SZ vom 19.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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