Gesundheitspolitik:Suchtverhalten bei Jugendlichen

Neue Studie zeigt Gefahren durch Alkohol, Drogen und Internet

Von Dietrich Mittler

Bayerns Schulen sind gut beraten, so früh wie möglich zu intervenieren, wenn bei Jugendlichen erste Anzeichen von Suchtverhalten auftauchen. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Auftrag gegeben hat. Die Ergebnisse der sogenannten Schulbus-Untersuchung, durchgeführt in den Großstädten München und Nürnberg sowie in den Kreisen Dillingen, Miltenberg und Weilheim-Schongau, lassen aufhorchen. In ländlichen Gebieten ist demnach das Problembewusstsein beim Alkoholkonsum weit weniger stark ausgeprägt als in den Städten - was insbesondere daran liege, dass die Landjugend im engen sozialen Umfeld bereits früh in Kontakt mit Alkohol komme. Im Gegenzug neigten die Schüler im großstädtischen Milieu (15 Prozent) häufiger als auf dem Land (zwölf Prozent) zum Cannabis-Konsum. Relativ wenige Jugendliche griffen indes zu den "neuen psychoaktiven Substanzen" oder zu Crystal Meth.

Doch Alkohol und illegale Drogen sind laut Studie längst nicht die einzigen Suchtmittel, vor denen sich Schüler und Schülerinnen in Acht nehmen sollten. Etwa neun Prozent der befragten Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren nehmen demnach "mehrmals monatlich an Glücksspielen um Geld" teil. Überdies gaben 30 Prozent der befragten Jugendlichen an, "mindestens einmal täglich ein Computerspiel zu spielen - wobei es hier eher geschlechtsspezifische als regionale Unterschiede gibt. Beim Glücksspiel, das für Minderjährige gemäß den gesetzlichen Vorgaben eigentlich tabu sein sollte, ist der Anteil der Schüler dreimal so hoch wie der ihrer Altersgenossinnen. Bei Computerspielen ist der Anteil der männlichen Heranwachsenden sogar noch höher.

Risiken gehen offenbar aber auch von einer zu intensiven Internetnutzung aus. Laut Studie wiesen im Schuljahr 2017/2018 gut 15 Prozent der in den Großstädten aufwachsenden Jugendlichen sowie elf Prozent ihrer in den Landkreisen aufwachsenden Altersgenossen "eine problematische Internetnutzung auf". Nahezu alle Befragten hatten angegeben, "täglich aktiv online zu sein, wobei die durchschnittliche freizeitorientierte Nutzungsdauer rund vier Stunden pro Tag beträgt" - in einzelnen Fällen aber auch mehr. Gefährdet seien hier eher die weiblichen Internetnutzer.

Alarmiert zeigte sich Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) vor allem über diese Erkenntnis der Studie: "Zu viele Jugendliche rauchen E-Zigaretten", teilte die Ministerin mit. Zwar dürften seit 2016 weder nikotinhaltige noch nikotinfreie E-Zigaretten und E-Shishas an Kinder und Jugendliche abgegeben werden, doch offenbar wird dieses Verbot oft umgangen - "ein getarnter Einstieg in die Nikotinsucht", wie Huml sagte.

Für die 147 Seiten umfassende Untersuchung hatte die Fachstelle "Sucht.Hamburg" mehr als 5700 Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse sowie 637 Lehrkräfte befragt. Dabei stand das Projekt unter der gemeinsamen Leitung des Gesundheits- und des Kultusministeriums. Erklärtes Ziel war es, tiefe regionale Einblicke in das Suchtverhalten junger Menschen zu gewinnen. Um darauf "regionalspezifisch" reagieren zu können, wie es in der Studie heißt.

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