Gesundheitspolitik:Bayernweite Versorgung mit Hebammen gefordert

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Nachdem in Bayern aufgrund des akuten Mangels an Hebammen erneut die Schließung von zwei Geburtshilfestationen droht, wächst der politische Druck auf Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU), Abhilfe zu schaffen. Angesichts des sich abzeichnenden Endes für die Kreißsäle in Gräfelfing bei München sowie in Bad Aibling im Kreis Rosenheim, erklärte Kerstin Celina, die sozialpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen, am Mittwoch: "Die Lage ist angespannt, und sowohl die schwangeren Frauen als auch die Hebammen brauchen Sicherheit, dass sie nicht im Stich gelassen werden."

Die Zahl der Fälle von Kreißsaalschließungen wächst stetig. Im nördlichen Unterfranken ist zum Beispiel längst Realität, was nun auch den schwangeren Frauen im oberbayerischen Erding droht. Die Landkreise Main-Spessart und Bad Kissingen haben keine einzige Geburtshilfestation mehr in ihrem Kreisgebiet. Und nun das Erdinger Krankenhaus: Dort werden - vorerst auf die Monate Juli, August und September terminiert - nur noch geplante Kaiserschnitte stattfinden. Um eine angemessene Versorgung der Schwangeren schaffen zu können, müsse jetzt gehandelt werden, fordern die Grünen. Die Staatsregierung müsse die Versorgung mit Beleghebammen in Bayerns Krankenhäusern "flächendeckend sicherstellen".

Als einen der möglichen Lösungswege schlagen die Grünen vor, das Modell des Klinikums Nürnberg zu übernehmen. Dort wird der Kreißsaal seit 2011 von Hebammen geleitet - und die Erfahrungen seien "äußerst positiv", wie Celina sagte. "Schwangere Frauen werden hier von der Hebamme intensiv betreut, und Ärzte können im Notfall hinzugezogen werden." Das Gesundheitsministerium reagiert auf den Vorstoß der Grünen eher verhalten: "Inwieweit das Angebot eines hebammengeleiteten Kreißsaals sinnvoll ist, können nur die Kliniken selber als eigenverantwortlich wirtschaftende Unternehmen entscheiden", hieß es auf Anfrage der Grünen. Die Staatsregierung habe darauf keinen Einfluss. Celina aber ist sich sicher, dass das Gesundheitsministerium mehr tun könne, um eine solche Lösung bei Krankenhausträgern bekannt zu machen. Die Lokalpolitiker der aktuell betroffenen Regionen setzen unterdessen auf ihre örtlichen Landtagsabgeordneten, doch noch eine Wende herbeiführen zu können.

© SZ vom 29.06.2017 / dm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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