Profite im Gesundheitswesen:Holetschek warnt vor Finanzinvestoren

Bayerns Gesundheitsminister betont, dass die Renditeerwartung nicht über dem Patienteninteresse stehe dürfe.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek warnt vor einem zu großen Einfluss privater Finanzinvestoren in der ambulanten Gesundheitsversorgung. "Medizinische Versorgungszentren bergen neben allen Vorteilen das Risiko, dass renditeorientierte Investoren Einfluss auf die Gesundheitsversorgung nehmen. Aber Profit darf nie die treibende Kraft hinter gesundheitlichen Angeboten sein. Der Patient ist und bleibt zentral", sagte der CSU-Politiker in München. Die Bundesregierung müsse rasch handeln, da die Schutzmaßnahmen nicht ausreichten.

Er werde das Thema auch in den regelmäßigen Beratungen der Gesundheitsminister ansprechen, kündigte Holetschek an. "Wir brauchen zunächst größtmögliche Transparenz. Der Bund ist gefordert, dafür zu sorgen, dass Inhaber- und Trägerstrukturen der MVZ öffentlich ersichtlich sind", sagte Holetschek, der noch bis Jahresende Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz ist. Denkbar sei, ein MVZ-Register einzuführen und eine Kennzeichnung etwa auf dem Praxisschild verpflichtend zu machen. "Bisher sind die entsprechenden für Ärztinnen und Ärzte geltenden Vorschriften nicht unmittelbar auf die Kapitalgesellschaften der Träger anwendbar. Hier sollte nachgesteuert werden."

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) gibt es alleine in Bayern im vertragsärztlichen Bereich mittlerweile 860 Medizinische Versorgungszentren. Allein seit 2015 ist die Zahl den Angaben zufolge um 447 gestiegen (plus 108 Prozent). Bei den Zahnärzten gibt es vergleichbare Entwicklungen: Seit 2015 ist nach Angaben der KVB die Zahl zahnärztlicher MVZ in Bayern von 87 auf 219 gewachsen (plus 152 Prozent). Im Bundesvergleich weist Bayern damit eine erhöhte MVZ-Dichte auf.

"Die MVZ leisten grundsätzlich einen wichtigen Beitrag in der Versorgung. Sie können insbesondere jungen Ärztinnen und Ärzten attraktive Einstiegsmöglichkeiten in den Beruf bieten. Für Patientinnen und Patienten sind sie zentrale Anlaufstellen mit mehreren Ärzten unter einem Dach", sagte Holetschek. Doch eine an medizinischen Leitlinien orientierte flächendeckende Versorgung dürfe durch Renditeerwartungen von Investoren hinter den Versorgungszentren nicht gefährdet werden.

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