Gesundheit - München:Pflegereport: Drastische Folgen von Corona in Pflegeheimen

Gesundheit - München: Ein Betreuer geht in einem Pflegeheim mit einer Bewohnerin über den Flur. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Symbolbild
Ein Betreuer geht in einem Pflegeheim mit einer Bewohnerin über den Flur. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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München (dpa/lby) - Bewohner von Pflegeheimen haben sich im Laufe der Pandemie besonders häufig mit Corona infiziert - und sind mit weitem Abstand häufiger daran gestorben als der Durchschnitt der bayerischen Bevölkerung. "Heime waren Hotspots für Erkrankungen", betonte der Landesgeschäftsführer der Barmer, Alfred Kindshofer, am Donnerstag in München. Während auf dem Höhepunkt der zweiten Welle im Januar 2021 fast jeder zehnte Pflegeheimbewohner eine Covid-19-Diagnose hatte, betraf Corona nur rund ein Prozent der Gesamtbevölkerung und 3,4 Prozent aller Pflegebedürftigen.

"Eine höhere Infektionsrate ist also weniger an den Zustand der Pflegebedürftigkeit gebunden als vielmehr an die Versorgung im Pflegeheim", heißt es deshalb im Barmer-Pflegereport 2022. Dies sei besonders gravierend, als im Heim auch die Todesfälle bei Covid-Erkrankten teils "immense Spitzen" erreicht hätten. "So sind im April 2020 13,3 Prozent der Pflegebedürftigen, die im Pflegeheim an Covid-19 erkrankt sind, verstorben. Im Dezember 2020 waren es sogar 18,6 Prozent." Oder anders herum betrachtet: Zu Beginn der Pandemie waren 50 bis 60 Prozent aller mit Covid-19 Verstorbener in Bayern stationär Pflegebedürftige.

Dabei waren es besonders die Bewohner der höchsten Pflegegrade 4 und 5, die dem Virus nicht genug entgegenzusetzen hatten. Nicht nur um sie sorgt sich Kindshofer weiterhin. "Für viele Menschen hat Corona seinen Schrecken verloren. Corona-Maßnahmen werden immer weiter heruntergefahren. Doch Pflegeheime sind nach wie vor Corona-Hotspots", betonte der Barmer-Fachmann. "Wir brauchen auch weiterhin ein Corona-Konzept mit Augenmaß vor allem für besonders Schutzbedürftige."

Auch für die Angestellten in den Heimen müssten dringend wirksame Schutzkonzepte für weitere Infektionswellen entwickelt werden, ergänzte Kindshofer. So seien in der Omikron-Welle extrem viele Mitarbeiter infiziert gewesen. Im März 2022 hat es dem Report zufolge mit rund 24 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen je 1000 Pflegefachkräften in Pflegeheimen zehn Mal so viele Krankmeldungen gegeben wie im Vorjahresmonat. Im Juli waren es auf niedrigerem Niveau sogar fast 18 Mal so viele.

Die Angaben beruhen auf Daten von Barmer-Versicherten, die auf die Gesamtbevölkerung in Bayern hochgerechnet wurden. Da die Barmer zu den größten Kassen im Freistaat zählt, gelten die Zahlen als repräsentativ.

Wie aus dem Pflegereport weiter hervorgeht, sind die Eintritte in die stationäre Dauerpflege im Jahr 2021 in Bayern sprunghaft von gut 42 800 auf über 70 500 gestiegen. Die Gründe dafür gibt die Statistik nicht her. Zwar hatte es zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 trotz eines Anstiegs bei der Zahl der Pflegebedürftigen einen kräftigen Rückgang bei den Neuaufnahmen in die Heime gegeben - offenbar hatten viele Angehörige Angst um die Gesundheit der Bewohner. Doch erklärt ein etwaiger Nachholeffekt nur einen kleinen Anteil des Zuwachses im Folgejahr.

© dpa-infocom, dpa:230119-99-278438/3

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