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Gesundheit - München:Corona-Zahlen steigen schneller: Maskenpflicht verlängert

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München (dpa/lby) - Die Corona-Zahlen in Bayern und speziell in München steigen kräftig an. Unterdessen hat die Staatsregierung am Dienstag keine Verschärfung der Corona-Regeln beschlossen. Die bisher bestehenden Maßnahmen - darunter die Maskenpflicht im öffentlichen Personenverkehr sowie in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen - blieben bestehen, sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) nach einer Sitzung des Kabinetts. Er appellierte an die Bevölkerung, ihren Impfstatus aktuell zu halten. Unter anderem seien Impfstoffe gegen aktuelle Omikron-Varianten nun verfügbar.

Eineinhalb Wochen nach Beginn des Oktoberfestes steigen die Corona-Zahlen in München immer schneller. Auf Wochensicht ist die Sieben-Tage-Inzidenz um knapp 77 Prozent auf 424,9 gestiegen, wie aus Zahlen des Robert Koch-Instituts vom Dienstagmorgen (Stand 3.08 Uhr) hervorgeht. Das ist deutlich mehr als der bayernweite Anstieg von 43,1 Prozent oder der deutsche von 29,4 Prozent. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist die Zahl der erfassten Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Menschen innerhalb einer Woche.

Da die Gesundheitsämter an Wochenenden praktisch keine neuen Fälle an das RKI melden, die dieses in die Zahlen des jeweils nächsten Morgens einrechnen kann, ist Dienstag in der Regel der erste Tag der Woche, an dem sich deutliche Anstiege in den Inzidenzen zeigen.

Ein Zusammenhang des Anstiegs mit dem Oktoberfest lässt sich derzeit zwar kaum beweisen, er liegt aber nahe: Auch bei anderen Volksfesten hatte sich häufig etwa eineinhalb Wochen nach Beginn ein deutlicher Anstieg in den Inzidenzen gezeigt. Oft waren diese dann noch gut eine Woche weiter gestiegen. Auch Experten hatten im Vorfeld des Oktoberfest eine Wiesn-Welle vorhergesagt.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kommentierte die steigenden Zahlen auf Twitter: "Das Oktoberfest wäre mit Testen vor Einlass sicherer gewesen und nicht weniger schön", betonte er. "Bei den Preisen pro Mass wären die Tests auch noch bezahlbar gewesen." Jetzt müssten in der Folge mehr schwere Verläufe und Long-Covid-Fälle behandelt werden.

Die Inzidenzzahlen haben inzwischen allerdings ein Stück weit an Aussagekraft eingebüßt. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Corona Fälle aus - vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen und Übermittlungsprobleme zur Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Herrmann sagte am Dienstag, wenngleich es steigende Zahlen gebe, sei eine klare Wiesn-Welle derzeit noch nicht absehbar. Von einst beschlossenen Schwellenwerten oder gar Höchstständen bei der Belegung von Krankenhaus- und Intensivbetten sei Bayern derzeit weit entfernt. Nichtsdestotrotz werde das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) unter anderem sein Abwassermonitoring intensivieren, um möglichst früh Erkenntnisse über Virenbelastungen zu erlangen.

Inzwischen kommen die steigenden Corona-Zahlen allerdings auch immer stärker in den Krankenhäusern an. Bayernweit steigt sowohl die Bettenbelegung als auch die Zahl der Krankenhaus-Einweisungen mit Corona. So meldete das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit am Dienstag unter Berufung auf das Robert Koch-Institut bayernweit 1042 Hospitalisierungen in den letzten sieben Tagen - gut 42 Prozent mehr als vor einer Woche. Auf dem bisherigen Höhepunkt im Sommer hatte diese Zahl rund 1500 betragen. Die Bettenbelegung nach dem IVENA-Krankenhausmeldesystem stieg laut LGL um knapp 47 Prozent auf 2208.

Die Zahl der mit Covid-19-Fällen belegten Intensivbetten stieg sogar um 64 Prozent auf 171. Hier ist man vom bisherigen Höhepunkt aus dem November und Dezember 2021 allerdings weit entfernt - er lag deutlich über 1000.

Die Stadt München meldete am Dienstag 297 Krankenhausbetten mit bestätigten Corona-Fällen. Das sind knapp 30 Prozent mehr als vor einer Woche. Hier dürfte sich aber vor allem der grundsätzliche Wiederanstieg der Corona-Zahlen bemerkbar machen, der bereits vor dem Oktoberfest begonnen hatte, da zwischen einer Infektion und einer möglichen Krankenhaus-Einweisung einige Zeit vergeht.

Die Grünen kritisierten, dass es nach Meinung der Staatsregierung nur zwei Standorte pro Regierungsbezirk für das Abwassermonitoring geben solle. Dies sei viel zu wenig für eine valide Datengrundlage, kritisierte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Christina Haubrich. Das Abwassermonitoring sei eine günstige und anerkannte Möglichkeit, einen Überblick über das Infektionsgeschehen zu bekommen. "Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Staatsregierung sich hier so sehr gegen den Ausbau sperrt!"

© dpa-infocom, dpa:220927-99-912387/5

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