Es sind traumhaft schöne Auto-Modelle, die der Ingolstädter Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer zunächst im Bezirkskrankenhaus Ansbach und später in Straubing im Rahmen der Arbeitstherapie bauen ließ. Doch mittlerweile wächst sich dieses 2008 abgeschlossene Kapitel in seinem Leben zu einem Albtraum aus.
Nicht allein, dass ihm nun alle Welt vorwirft, er habe seine Stellung als Arzt dazu genutzt, auf Kosten der zu einem eher symbolischen Niedriglohn arbeitenden Forensikpatienten einen Reibach zu machen. Nun droht auch seine Frau, die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU), in diese Geschichte hineingezogen zu werden. Die war nämlich vor vielen Jahren zu 50 Prozent Teilhaberin an der Firma "Sapor Modelltechnik", die die edlen Karossen orderte und weitervertrieb.
Während die Ministerin auch am Freitag eisern schwieg - ihre Pressestelle teilte mit, "dass Frau Haderthauer zu dem gesamten Sachverhalt bisher keine Stellungnahme abgegeben hat und dies auch künftig nicht tun wird" -, geht nun ihr Mann in die Offensive: Ja, es sei korrekt, dass sie 1990 mit einem Betrag von 50.000 Mark neben dem Franzosen Roger Ponton als zweite Teilhaberin in die Firma eingestiegen sei. Aber das habe einen ganz einfachen Grund gehabt: "Diese 50.000 Mark stammen aus einem Darlehen aus dem familiären Umkreis. Wir bekamen es unter der Vorgabe, dass meine Frau Teilhaberin in dieser Firma wird."
Die in der Lokalpresse verbreitete Nachricht, dass Christine Haderthauer bei Sapor Modelltechnik für Marketing und Vertrieb zuständig gewesen sei, bezeichnet ihr Mann als "völlig falsch". "Meine Frau hatte mit Modellautos so viel am Hut wie ich mit Puppen, sie hat mir deshalb sofort eine Geschäftsvollmacht gegeben", sagte er. Zu diesem Zeitpunkt stand die spätere Ministerin nach dem Referendariat gerade am Beginn ihrer Rechtsanwaltskarriere. Im Jahre 2001, so Hubert Haderthauer, habe sie dann ihren Geschäftsanteil an Sapor Modelltechnik abgetreten - und zwar an ihn.
Die Herstellung der edlen Oldtimer-Modelle im Maßstab eins zu acht ist bereits eine Geschichte für sich - stammen sie doch allesamt aus der Hand des mittlerweile 74-jährigen Forensik-Patienten Roland S., der im Wahn drei Menschen getötet hatte. Jene, die ihn näher kennen, beschreiben ihn als "hochintelligent und überaus begabt". Bei Auktionen im Ausland erzielen seine Modelle unter Liebhabern mittlerweile Spitzenpreise bis zu 30.000 Euro und mehr. Haderthauer selbst gibt an, mit den Modellen nicht viel verdient zu haben.
"Kein Arbeitslohn im üblichen Sinne"
In einem Schreiben von Hubert Haderthauers Steuerberater an das Rechnungsprüfungsamt des Bezirks Niederbayern heißt es: "Die Firma Sapor konnte in den vergangenen Jahren Marktpreise erzielen, die nur bescheidene Rohgewinne umfassten." Demnach habe die Firma in den Jahren 2004, 2005, 2006 und 2007 lediglich einen jährlichen Gewinn von durchschnittlich 7833 Euro erzielt.
Nach Angaben des Bezirks Niederbayern wurden in den Jahren 2000 bis 2008 von Patienten der Forensischen Abteilung unter der Anleitung von Roland S. folgende Mini-Oldtimer gefertigt: fünf Modelle des Typs "Hispano Suiza", 31 Modelle des Typs "Mercedes-Benz SSK und Simplex", acht Modelle "Bentley" sowie 16 Nachbildungen von edlen Motoren. Die Modelle seien jeweils nach Einzelabsprachen hergestellt worden. Die Firma Sapor habe dem Bezirkskrankenhaus "alle Maschinen und Werkzeuge sowie das gesamte Material zum Bau der Modellautos zur Verfügung" gestellt. Für jedes Modellauto habe das Bezirkskrankenhaus Straubing 2004 insgesamt 2400 Euro und für jeden Motor 250 Euro bekommen. 2007 seien die Preise pro Modell typweise angehoben worden auf 24oo bis 3700 Euro pro Oldtimer.
Die zehn bis zwölf an der Fertigung beteiligten Patienten erhielten, wie ein Sprecher des Bezirks Niederbayern betonte, eine Arbeitsbelohnung von 138 Euro. Allerdings: "Arbeitsbelohnung ist kein Arbeitslohn im üblichen Sinne", hieß es. Der Lohn diene in diesem Fall "vor allem als Motivationsanreiz in der Therapie des Patienten".
Haderthauer, der gemeinsam mit seinem französischen Geschäftspartner die Firma 2008 weiterverkaufte, als seine Frau Sozialministerin wurde, sagt, dass die Investitionskosten so immens gewesen seien, dass trotz des niedrigen Einkaufspreises einfach kein großer Gewinn zu erzielen gewesen sei. Die Vorgängerfirma sei deshalb pleite gegangen. Anfangs habe auch Sapor ein Defizit von mehr als 400.000 Mark erwirtschaftet - bis endlich seine Mini-Fahrzeuge über Zwischenhändler in die USA verkauft werden konnten.
Heute wären solche Geschäftsbeteiligungen für Forensik-Ärzte allerdings unmöglich. "Dies ist explizit untersagt", hieß es aus Ansbach, wo Haderthauer von 1988 bis 1991 im Bezirksklinikum tätig war. Dort hatte er auch den Patienten Roland S. kennengelernt.