Wirtschaft in Bayern:Ärger bei Humbaur

Wirtschaft in Bayern: Die Firma Humbaur gehört in Sachen Anhänger, zum Beispiel für den Pferdetransport, zu den führenden Herstellern. Im schwäbischen Gersthofen laufen dort etwa 1000 Fahrzeuge in der Woche vom Band.

Die Firma Humbaur gehört in Sachen Anhänger, zum Beispiel für den Pferdetransport, zu den führenden Herstellern. Im schwäbischen Gersthofen laufen dort etwa 1000 Fahrzeuge in der Woche vom Band.

(Foto: Humbaur)

Die IG Metall Augsburg prüft eine Strafanzeige gegen den Anhänger-Hersteller, weil dieser angeblich die Erstwahl eines Betriebsrats verhindern wolle. Über einen monatelangen Streit - der nun einen vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Von Maximilian Gerl, Augsburg

Normalerweise können bei Humbaur im schwäbischen Gersthofen rund 1000 Fahrzeuge pro Woche vom Band laufen, ob für Pferde oder Baumaschinen; in Sachen Anhänger zählt die Firma zu den führenden Herstellern. Daneben scheint es dort aber derzeit vor allem Ärger zu geben. Denn die IG Metall Augsburg prüft eine Strafanzeige gegen das Unternehmen: "In der Gesamtschau drängt sich der Eindruck auf, dass Humbaur mit allen Mitteln versucht, die Erstwahl eines Betriebsrates und damit Mitbestimmung im Betrieb zu verhindern", teilte die Gewerkschaft am Freitag mit. Um die Wahl trotzdem möglich zu machen, werde man den Hinweisen auf Wahlbehinderung durch die Firma nachgehen - und diese gegebenenfalls anzeigen.

Damit erreicht ein Streit, der sich seit Monaten zieht, einen vorläufigen Höhepunkt. Bislang gibt es bei Humbaur mit seinen rund 600 Beschäftigten keinen Betriebsrat. Um das zu ändern, hatte sich im Dezember die Belegschaft für die Gründung einer Mitarbeitervertretung ausgesprochen. Laut Augsburger Allgemeinen wollte Humbaur anschließend die Aufstellungsversammlung per einstweiliger Verfügung für nichtig erklären lassen. Das Arbeitsgericht Augsburg wies die Anträge ab.

Nach Ansicht der IG Metall versucht die Firma nun auf anderen Wegen, die Erstwahl des Betriebsrats zu verhindern. Demnach sollen mehrere Mitglieder des Wahlvorstandes, der die Wahl organisiert, "Angebote zum Abschluss eines Aufhebungsvertrages" erhalten haben. Außerdem sei dem stellvertretenden Vorsitzenden des Wahlvorstandes wegen einer angeblichen Tätlichkeit fristlos gekündigt und Hausverbot erteilt worden, nachdem er die Angebote eines Aufhebungsvertrages abgelehnt habe. Die Gewerkschaft fordert von Humbaur, beides zurückzunehmen. Der Politische Sekretär der IG Metall Augsburg, Björn Kannler, findet das Angebot "hoch dotierter Auflösungsverträge" an Personen aus dem Wahlvorstand seltsam, wie er am Telefon sagt. Und: "Die Leute haben Schiss." Rund 30 Personen hätten sich für die Betriebsratswahl aufstellen lassen, trauten sich aber nicht, "dass wir die Liste mit den Namen öffentlich aushängen".

Man achte die Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer, heißt es dazu

Auf Unternehmensseite sieht man das anders. "Die Unterstellungen der IG Metall entbehren jeglicher Grundlage", heißt es in einer Stellungnahme von Humbaur. Gegen besagten Mitarbeiter bestehe "der begründete Verdacht eines erheblich strafrechtlichen Verhaltens", vor dem Arbeitsgericht Augsburg werde zudem ein "Verfahren auf gerichtliche Zustimmung zur Kündigung geführt". Auch dass es eine Beeinflussung von Wahlbewerbern gebe, weist Humbaur als "unzutreffend" zurück: "Vielmehr werden fortlaufend Personalgespräche ohne jeden Bezug zur anstehenden Betriebsratswahl geführt." Man wende sich nicht gegen die Gründung eines Betriebsrats und achte die Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer.

Die Zeichen stehen in Gersthofen also vorerst weiter auf Streit. Ob der dann tatsächlich zu einer Strafanzeige gegen das Unternehmen führt, ist offen, auch der gerne mal kniffligen Beweisführung im Arbeitsrecht wegen. Besondere Aufmerksamkeit dürfte das Thema Mitarbeitervertretung in den kommenden Tagen und Wochen aber ohnehin erfahren: Im März wählen bundesweit Beschäftigte ihre Interessensvertreter - zumindest dort, wo es schon Betriebsräte gibt.

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