Süddeutsche Zeitung

Geplantes Kraftwerk am Jochberg:Jocher-Alm droht der Untergang

Die Jocher-Alm könnte bald unter zwei Millionen Kubikmetern Wasser verschwinden. Der Grund: Die Energieallianz Bayern plant, auf dem Jochberg ein Pumpspeicherkraftwerk zu bauen

Von Matthias Köpf

Der 1565 Meter hohe Jochberg am Walchensee im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gilt vielen Münchnern als einer ihrer Hausberge, an schönen Sommertagen kehren Hunderte Wanderer in der knapp 200 Meter unter dem Gipfel gelegenen Jocher-Alm ein. Geht es nach den Plänen der Energieallianz Bayern, dann könnte diese Alm jedoch künftig unter mindestens zwei Millionen Kubikmetern Wasser verschwinden.

Der Zusammenschluss von 33 überwiegend kommunalen Energieversorgern will am Jochberg ein Pumpspeicherkraftwerk bauen, das in seinen Dimensionen dem umstrittenen Speicher Riedl an der Donau im Landkreis Passau ähnelt. Naturschützer zeigen sich angesichts des Vorhabens sprachlos, Politik und Energieversorger halten sich bedeckt.

Der Freistaat lässt seit 2011 nach Standorten für Pumpspeicherwerke suchen, um nach dem beschlossenen Atomausstieg die Energiewende voranzutreiben. Der Jochberg hat sich dabei als möglicher Standort herauskristallisiert, weil es dort mit dem fast 600 Meter unterhalb der Alm gelegenen Walchensee genug Wasser und das nötige Gefälle gibt. In Zeiten reichlich vorhandenen und billigen Stroms soll Wasser in das künstliche Becken am Jochberg gepumpt werden und bei höherer Nachfrage durch Fallrohre und Turbinen im Berg wieder in den See strömen.

Das Wirtschaftsministerium betont den Beitrag von Pumpspeicherwerken "zum Ausgleich der fluktuierenden Stromerzeugung aus Wind und Sonne und zur Stabilisierung des Netzes", verweist zum konkreten Vorhaben am Jochberg jedoch auf das Umweltministerium, von dem am Mittwoch keine Stellungnahme zu erhalten war.

Während sich der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz, Friedl Krönauer, entsetzt zeigt und gemeinsamen Widerstand mit dem Alpenverein und anderen Naturschutzorganisationen ankündigt, wollen sich die Lokalpolitiker nicht äußern. Landrat Josef Niedermaier und der Bürgermeister der betroffenen Gemeinde Jachenau, Georg Riesch, bestätigen jedoch die Existenz der Pläne und die ungefähren Dimensionen.

Der Geschäftsführer der Tölzer Stadtwerke, die der Energieallianz angehören und für sie das Projekt vorantreiben, nennt ebenfalls keine Details. Vor jeder Entscheidung müsse es ohnehin ein Raumordnungsverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit geben.

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Quelle:
SZ vom 07.02.2013/sonn
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