Geburtstag:Prof.Dr.hc.mult.

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Hans Zehetmair wird 80

Von Sebastian Beck, München

Aus der Gästeliste hätte sich an diesem Vormittag locker ein bayerisches Kabinett samt Expertenbeirat erstellen lassen. Mit Franz Herzog von Bayern war sogar ein potenzielles Staatsoberhaupt in die Zentrale der Hanns-Seidel-Stiftung gekommen, um den 80. Geburtstag von "Herrn Staatsminister a.D. Prof. Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair" zu feiern, wie auf der Einladung korrekt zu lesen war. Tatsächlich hat Zehetmair in seiner langen Zeit als Politiker so viele Titel und Ämter gesammelt, dass die Aufzählung ermüdend wäre. Den meisten Bayern ist er als Kultusminister in Erinnerung, jedenfalls in der Zeit von 1986 bis 1998, dann nahm ihm Regierungschef Edmund Stoiber die Schulen weg, und Zehetmair durfte noch fünf Jahre als durchaus erfolgreicher Wissenschaftsminister weitermachen.

Gott schenke einem die Gnade, dass man alles verdränge, was nicht so gut gelaufen sei, sagte der Jubilar in seiner Rede. Und deshalb hielt er sich auch nicht mit dem längst verflogenen Ärger auf, sondern zog eine Lebensbilanz, die sich in einem Satz zusammenfassen ließ: "Insgesamt kann man sagen, es ist gut geworden." Das entsprach ziemlich genau der Einschätzung von Laudator Edmund Stoiber, der die "wunderschöne Verbindung" zwischen den beiden Revue passieren ließ. Die begann bereits 1974 im Landtag und festigte sich noch weiter, als Zehetmair 1986 ins Kabinett von Franz Josef Strauß einzog. Stoiber war auch Zeuge, als Strauß den damaligen Landrat von Erding im Auto anrief, um ihm einen Job als Kultusstaatssekretär anzubieten. Zehetmair habe lange geredet, was Strauß laut Stoiber dann so zusammenfasste: "Ich wäre der bessere Minister", habe er gesagt.

Zehetmair wurde tatsächlich gleich Minister und blieb es 17 Jahre lang. Dabei erwarb er sich einen Ruf als charmanter Plauderer und konservativ-katholischer Bildungspolitiker, dem Wörter wie Gesamtschule ein Graus waren. Stoiber erinnerte daran, dass es Zehetmair war, der unter anderem den Bau der Münchner Pinakothek der Moderne, der Sammlung Brandhorst und des Museums für Kunst und Design in Nürnberg vorantrieb. Die politische Freundschaft konnte auch Zehetmairs Bekenntnis zu 1860 München nicht schmälern, wo der Minister einst sogar im Verwaltungsrat saß, aber vor der Übernahme des Präsidentenamts zurückschreckte. "Die Entwicklung wäre mit Dir anders verlaufen", schmeichelte Stoiber seinem Weggefährten. Der hatte den Worten des einstigen Chefs kaum Korrekturen hinzuzufügen - außer, dass er zu Strauß wörtlich gesagt habe: "Ich traue mir auch den Minister zu." Nach der Feier machte sich der nunmehr 80-Jährige bald auf den Weg nach Weimar: Dort sitzt er noch bis Ende des Jahres dem Rat für deutsche Rechtschreibung vor.

© SZ vom 28.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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