Gedenkgottesdienst:Garmisch-Partenkirchen trauert um die Toten des Zugunglücks

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Fünf Kerzen auf den Stufen zum Altar erinnern an die fünf Toten. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Vor einem Jahr entgleiste eine Regionalbahn bei Burgrain, fünf Menschen starben. Der Gedenkgottesdienst findet bewusst im kleinen Rahmen statt.

Helfer und Hinterbliebene haben zum Jahrestag des Zugunglücks bei Garmisch-Partenkirchen in einem Gottesdienst der Opfer gedacht. Am 3. Juni 2022 war ein Regionalzug nach München entgleist - fünf Menschen starben, 78 wurden verletzt. Nach der Andachtsfeier läuteten zum Abschluss des Trauerjahres alle Kirchenglocken in der Gemeinde. Nur einige Dutzend Menschen kamen zu dem ökumenischen Gedenkgottesdienst in die kleine Wallfahrtskirche Sankt Anton. Es sei eine sehr bewusste Entscheidung gewesen, auf einen großen Rahmen zu verzichten, sagte die Garmischer Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU).

Fünf weiße Kerzen auf den Stufen zum Altar erinnerten an die fünf Toten: Einen 13-jährigen Schüler aus der Region und vier Frauen aus dem Landkreis München, Wiesbaden und der Ukraine im Alter von 30, 39, 51 und 70 Jahren. Neben Hinterbliebenen und Helfern nahmen auch Mitarbeiter der Deutschen Bahn an dem Gedenkgottesdienst teil. Am Bahnhof legten sie ein Blumengebinde nieder.

Man wollte den Gedenkgottesdienst bewusst klein halten, sagt Bürgermeisterin Elisabeth Koch. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)
Stille Trauer: Am Bahnhof legten Mitarbeiter der Deutschen Bahn Blumen nieder. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Nach einem Zwischenbericht des Bundesamtes für Eisenbahnunfalluntersuchung hatten beschädigte Betonschwellen das Unglück verursacht. Die am Unfallort verlegten Schwellen hätten Beschädigungen aufgewiesen, die "in der Folge zu einem Versagen der Struktur und zum Wegbrechen der Schienenauflager" führten, heißt es darin. Details, etwa ob ein Herstellerfehler oder ein Versagen bei der Streckenwartung vorlag, nennt die Behörde nicht. Schon kurz nach dem Unfall war der Verdacht aufgekeimt, dass defekte Betonschwellen den Zug entgleisen ließen. Das Gruselwort "Betonkrebs" machte die Runde. Schon seit Jahren gibt es Kritik am maroden Werdenfelsnetz der Bahn. Die Staatsanwaltschaft München ermittelte gegen vier Mitarbeiter des Unternehmens wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.

Inzwischen hat die Bahn eine "Generalsanierung" des maroden Werdenfelsnetzes angestoßen, 80 Millionen Euro sollen in neue Gleise, Schienen und Schwellen investiert werden. Die ersten elf Kilometer wurden 2022 modernisiert, dieses Jahr sollen es 45 Kilometer sein. 2025 sollen die Arbeiten laut Plan abgeschlossen sein.

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