In der Werbung ist es wohl das Wichtigste, erst mal Aufmerksamkeit zu erregen, und mit einer bestimmten Art von Erregung funktioniert das mit der Aufmerksamkeit eben besonders gut. Dass also einer ihrer Hausberge jederzeit für die Erregung öffentlicher Aufmerksamkeit gut ist, das wissen sie in Garmisch-Partenkirchen ganz genau – spätestens, seit im vergangenen Sommer die schottische Fußball-Nationalmannschaft dort ihr EM-Quartier genommen hatte.
Manch englischer Muttersprachler im Schotten-Tross konnte sich nämlich kaum mehr beruhigen über den Wank, weil doch to wank ein vergleichsweise vulgäres Verb für Selbstbefriedigung ist und es also ganz schön wild zugehen müsse auf diesem 1780 Meter hohen Gipfel der Lustigkeit, genau wie im Wankstüberl drunten an der Talstation der Wankbahn.
Zwischen den blauen Kabinen dieser Wankbahn gondeln schon seit Jahren ein paar weiße herum, die mit dem Schriftzug „I love Wank“ beklebt sind, wobei das „love“ wie im Original, dem weltbekannten Werbelogo für New York von 1977, durch ein rotes Herz ersetzt ist. Diese Werbung für den Wank wollte die Bayerische Zugspitzbahn nun an einem anderen Hausberg, nämlich am Kreuzeck, in den Schnee fräsen lassen.

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Das Logo sollte direkt an der Einfahrt zur Hölle prangen. Nicht etwa deshalb, weil englisch Wankende am Ende immer noch in die Hölle kämen. Sondern weil die Hölle als Steilstück der berühmten Kandahar-Strecke besonders im Fokus der Kameradrohnen stehen wird, wenn am letzten Januarwochenende die Damen im Ski-Weltcup ihre Abfahrt und den Super-G fahren und am Sonntag darauf die Herren ihre Abfahrt.
Doch während des Weltcups ist die Zugspitzbahn nicht wirklich Hausherrin auf ihren Pisten, sondern zahlende Werbetreibende. Das Sagen hat stattdessen der Ski-Weltverband Fis, und der hat nun Nein gesagt zur gewünschten Wankwerbung. Die erscheint ihr zu anzüglich für viele Millionen Fernsehzuschauer, von denen etliche des Englischen auch in seinen unfeineren Verästelungen mächtig sein dürften. Das alles könne die falschen Assoziationen wecken und vom Sportlichen ablenken, zitiert Zugspitzbahn-Marketingchef Klaus Schanda aus dem Schreiben der Fis, von der er demnach selbst „etwas mehr Humor“ erwartet habe.
Jetzt wird Schanda beim Weltcup also wieder wie gewohnt mit „Zugspitze – Top of Germany“ werben lassen, obwohl es speziell für die Zugspitze wirklich keine Werbung mehr bräuchte. Für den Wank bekommen die Werbetreibenden immerhin indirekt und sogar gratis ein bisschen Aufmerksamkeit, dem Garmisch-Partenkirchner Tagblatt sei Dank, und bitte sehr: Vielleicht wird das hier ja auch von wem gelesen. Die Wankbahn ist übrigens in Winterpause und nimmt am 11. April den Betrieb wieder auf.