Der Kramertunnel durch nämlichen Kramer bei Garmisch-Partenkirchen soll einmal der längste Straßentunnel Bayerns werden – und „lang“ kann ja vieles heißen. 3609 Meter Tunnel zum Beispiel wären nicht nur lang, sondern sogar länger als die 2971 Meter des bisherigen Rekordhalters, des Umfahrungstunnels um die nur ein paar Kilometer nördlich gelegene Ortschaft Oberau.
Aber lang kann ja auch mal was dauern. Und ganz abgesehen davon, dass von beiden Tunneln schon seit einem halben Jahrhundert die Rede ist: Die Bauarbeiten am Tunnel Oberau haben 2015 begonnen und waren 2022 beendet. Am Kramertunnel um Garmisch herum wird im Prinzip bereits seit 2011 gebohrt. Und schon bald soll die Entscheidung fallen, wer ihn in den kommenden Jahren fertig bauen darf.
Womöglich könnte es dort im November weitergehen und dann noch bis 2027 dauern, heißt es vom zuständigen staatlichen Bauamt in Weilheim. Dann würden – mal ganz grob überschlagen – pro Jahr rund 200 Meter Tunnel durch den Kramer getrieben worden sein, also nicht einmal halb so viele wie in Oberau. Aber der Vergleich ist natürlich unfair, schon weil es in Oberau zwei Röhren gibt und im Kramer nur eine plus einen anfänglichen Erkundungs- und künftigen Rettungsstollen. Und genau in jenen 2011 begonnenen Stollen ist damals ja bald Wasser eingedrungen, weshalb die Arbeiten 2013 unterbrochen und erst 2020 wieder aufgenommen wurden.
Außerdem war im August vergangenen Jahres eigentlich auch schon Licht an allen Enden des Tunnels, als die Tunnelbaufirma plötzlich hingeworfen und alle Arbeiter von der Baustelle abgezogen hat. Das Bauamt hatte Nachforderungen in Höhe von insgesamt 50 Millionen Euro nicht bezahlen wollen, beide Seiten kündigten einander den Vertrag und beschäftigen seither die Justiz. Das Bauamt hat die fehlenden Arbeiten an ein paar Metern Hauptröhre und 700 Metern Rettungsstollen im vergangenen Herbst neu ausgeschrieben – und die einstigen Partner ausdrücklich von dem Verfahren ausgeschlossen.
Die allerdings drängten vor Gericht auf ihre Zulassung, und als Anfang August auch das Bayerische Oberste Landesgericht durchblicken ließ, dass es ihnen recht geben würde, begann das Bauamt das Verfahren lieber ein weiteres Mal neu. Dass bis zum Bewerbungsschluss in ein paar Tagen auch ein Angebot der Ehemaligen auf dem Tisch liegen wird, gilt im Bauamt als gewiss. Wer wofür wie viel verlangen und wie lang das alles dauern wird, ist hingegen offen. Bei den 365 Millionen Euro, die vor all dem als Gesamtkosten genannt wurden, wird es jedenfalls kaum bleiben. Der längenmäßig längste Straßentunnel Bayerns wird nicht auch noch der billigste werden.