Krisenhaftes Verkehrsprojekt:Arbeiten am Kramertunnel können weitergehen

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Allzu viel ist im Kramertunnel gar nicht mehr zu betonieren. (Foto: Staatliches Bauamt Weilheim)

Nach dem Millionenstreit mit den bisherigen Tunnelbauern vergibt das Bauamt Weilheim den Auftrag an ein neues Unternehmen. 2027 könnten die ersten Autos Garmisch-Partenkirchen durch den längsten Straßentunnel Bayerns umfahren.

Von Matthias Köpf, Garmisch-Partenkirchen

Mehr als ein Jahr nachdem die bisherige Tunnelbaufirma im Streit um millionenschwere Nachzahlungen hingeworfen hat, kann im Kramertunnel bei Garmisch-Partenkirchen wieder gebaut werden. Das Staatliche Bauamt im Weilheim hat nach eigenen Angaben am Montag den Auftrag an ein neues Unternehmen vergeben, das nun die restlichen Arbeiten an der Innenschale des Tunnels ausführt.

Demnach kam das wirtschaftlichste Angebot dieses Mal vom Baukonzern Porr – und zur unausgesprochenen Erleichterung der Behörde nicht wieder von den früheren Tunnelbauern, die ihre Teilnahme an der neuerlichen Ausschreibung auf dem Rechtsweg durchgesetzt hatten. Der Umfahrungstunnel für den Ortsteil Garmisch Richtung Zugspitze und weiter zum Fernpass soll nach dem aktuellen Zeitplan im Laufe des Jahres 2027 fertig werden.

Der Rechtsstreit mit dem bisherigen Partner Bemo Tunneling könnte sich allerdings noch deutlich länger hinziehen als die restlichen Bauarbeiten. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr rund 50 Millionen Euro nachgefordert. Ursprünglich waren für den gesamten Rohbau des Tunnels nur etwa 150 Millionen Euro einkalkuliert. Unter anderem hätten aber die Corona-Pandemie, stark gestiegene Stahlpreise und unvorhergesehene Kosten für die Entsorgung von Erdreich die Arbeiten erheblich verteuert, argumentierte das Unternehmen.

Nachdem das Bauamt auf den Großteil dieser Forderungen nicht eingegangen war, hat das österreichisch-tschechische Unternehmen nach dreieinhalb Jahren im Sommer 2023 überraschend alle Arbeiter abgezogen, obwohl zu der Zeit nur noch einige Meter in der Hauptröhre und einige Hundert Meter im Rettungsstollen auszubauen waren. In der Folge kündigten das Unternehmen und das Bauamt einander wechselseitig den Vertrag auf.

Dennoch setzte das Bauunternehmen durch, dass es auch für die noch ausstehenden Arbeiten ein Angebot abgeben darf. Als sich vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ein entsprechendes Urteil abzeichnete, startete das Bauamt die Ausschreibung neu und ließ dafür auch Bemo wieder zu. Zum Zug kommt mit Porr dennoch ein neuer Partner, der in den kommenden Wochen mit der Arbeit im Tunnel beginnen und in etwa neun Monaten fertig sein soll. Danach können die Fahrbahn und als letzter Schritt bis 2027 die aufwendige Betriebstechnik eingebaut werden.

Mit seinen 3609 Metern wird der Kramertunnel der längste Straßentunnel Bayerns. Er ist das Herzstück der insgesamt 5,6 Kilometer langen Umfahrung um Garmisch. Das Bauamt hat die Gesamtkosten vor dem Zerwürfnis mit der Bemo auf 365 Millionen Euro geschätzt und hält diese Schätzung nach eigenen Angaben immer noch für einigermaßen realistisch. Parallel plant die Behörde eine Umfahrung für den Ortsteil Partenkirchen Richtung Mittenwald durch den Wank. Hier könnte demnächst das förmliche Planfeststellungsverfahren beginnen. In Betrieb gehen wird der Wank-Tunnel wohl nicht vor 2030.

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