Garmisch-Partenkirchen:Das wohl beste Beispiel für das Versagen bayerischer Verkehrspolitik

Oberau: BAUSTELLE Autobahn-Tunnel / Umgehung

Alleine der Bau des Tunnels in Oberau soll 228 Millionen Euro kosten.

(Foto: Johannes Simon)

Den öffentlichen Nahverkehr will die Regierung pro Jahr mit 100 Millionen Euro "massiv" fördern. Doch alleine in Garmisch werden Straßentunnels für fast eine Milliarde gebaut.

Kommentar von Sebastian Beck

Wer einmal die Verkehrspolitik von gestern besichtigen möchte, der muss nur nach Garmisch-Partenkirchen fahren - egal, ob mit dem Auto oder mit dem Zug. Insgesamt fünf Straßentunnel sind dort bereits fertiggestellt, in Bau oder in Planung. Bis 2030 könnten 16 Kilometer Röhren für fast eine Milliarde Euro die Marktgemeinde wie Bypässe umschließen.

Ein paar Kilometer weiter südlich haben die Österreicher eine Ortsumfahrung für Scharnitz durch den Berg gebohrt. In Klais und anderen Dörfern entlang der Straße nach Innsbruck rufen die Menschen ebenfalls nach Entlastung. Das ist nur allzu verständlich: Die Anwohner der beiden Bundesstraßen im Raum Garmisch-Partenkirchen können einem nur leid tun.

Mindestens genauso notwendig wie neue Tunnel wäre aber ein Ausbau der Bahnstrecke nach München. Von den 100 Kilometern verlaufen 60 immer noch eingleisig, entsprechend langsam und verspätungsanfällig verkehren die Züge. Ausbaupläne werden seit Jahren diskutiert und immer wieder verworfen. Das gilt auch für eine mögliche Schienen-Querverbindung von Murnau in Richtung Bad Tölz oder sogar weiter nach Miesbach.

Inzwischen gibt es kaum mehr einen Ort im Münchner Süden, der nicht unter der Last des Ferienverkehrs stöhnt und eine Umgehung fordert: Waakirchen, Bad Tölz, Bad Heilbrunn, Weilheim, Starnberg, Holzkirchen, Wolfratshausen und andere.

Die Folgen solcher Projekte für die Landschaft sind verheerend, die Probleme aber werden meist nur zur nächsten Engstelle verlagert. Eine intelligente, koordinierte Verkehrspolitik ist auch nicht ansatzweise erkennbar. Vor allem aber: Wenn es um die Schiene geht, dann fehlen in Bayern gleichermaßen Geld und politischer Wille.

Ministerpräsident Markus Söder hat es in seiner Regierungserklärung vorgegeben: "Ich sage ganz klar: Bayern ist Autoland." Den öffentlichen Nahverkehr möchte er pro Jahr mit 100 Millionen Euro zusätzlich "massiv" fördern. Zum Vergleich: Alleine der Straßentunnel in Oberau kostet 228 Millionen Euro. Genauso gut hätte Söder sagen können: Der öffentliche Nahverkehr ist mir egal, weil ich Bayern sowieso bloß immer von meiner Dienstlimousine aus sehe. Das wäre wenigstens ehrlich gewesen.

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