Garmisch-Partenkirchen:Wenn die Trost-Steine im Weg liegen

Bemalte Steine gegen die Einsamkeit liegen zurzeit in vielen deutschen Städten, wie auch in Köln.

Bemalte Steine gegen die Einsamkeit liegen zurzeit in vielen deutschen Städten, wie auch in Köln.

(Foto: Imago)

Was als Kunstprojekt in der Corona-Krise begann, soll nun weg. Weil sie ihre Grünflächen mähen will und um ihre Maschinen fürchtet, hat die Marktgemeinde eine Frist zum Einsammeln der bunten Steine gesetzt.

Von Matthias Köpf

Mit einem Mal lagen die ersten von ihnen da, frisch bemalt in fröhlichen Farben. Einige nur einfarbig, andere gemustert, viele mit Smileys, Gesichtern oder Schnecken bepinselt, manche mit Mandalas, Marienkäfern oder Blumen verziert, andere mit guten Wünschen oder trostreichen Sprüchen beschriftet. Es muss irgendwann zu Beginn der Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise gewesen sein, aber wann und wo das mit den bunt bemalten Steinen genau begonnen hat, das lässt sich kaum mehr nachvollziehen. So offen der Anfang ist, so sicher soll nun das Ende sein, zumindest in Garmisch-Partenkirchen. Weil sie ihre Grünflächen mähen will und um ihre Mähmaschinen fürchtet, hat die Marktgemeinde dazu eine Frist bis zum Dienstag gesetzt.

Bis dahin haben die Steinbemaler in Garmisch-Partenkirchen Zeit, ihre an Wegrändern zu langen Schlangen gelegten oder auf manchen Wiesen zu Figuren gruppierten Werke selber wieder einzusammeln, lautete die Ankündigung. Danach würden das die Garmischer Gemeindearbeiter erledigen, auch wenn das für sie schon rein gesamtgewichtsmäßig schwer werden könnte. Außerdem ist es ja nicht so, dass die Pandemie jetzt endlich vorbei wäre und niemand mehr des Trostes bedürfte, der das Steinbemalen vielen kontaktbeschränkten Kindern und Eltern in den vergangenen Wochen und Monaten ganz offenbar gewesen ist.

Die meisten Steine stammen wohl aus der Loisach. Aber ist die Bemalung umweltschädlich?

Weil sich also die ganze Aktion keineswegs so herzlos gestalten soll, wie sich das für manche der mutmaßlich noch recht jungen und womöglich zart besaiteten Maler vielleicht anhört, sollten die bunten Steine auch nach dem kommenden Dienstag noch eine Weile auf ihre Abholung warten - nur dann eben nicht mehr dort, wo sie ursprünglich lagen, sondern am gemeindlichen Bauhof.

Was mit all den danach immer noch übrig geblieben Steinen geschehen sollte, das weiß auch im Rathaus sowieso niemand so recht. Die Leute vom Bauhof könnten sie wohl wieder zurück in die Loisach kippen oder sie dort auf einer der Kiesbänke abladen, wo die meisten der rundgeschliffenen Steine in Garmisch-Partenkirchen vermutlich hergekommen sind. Allerdings kann sich niemand so sicher sein, dass die vielen Steine wirklich nur mit absolut unbedenklichen Farben bemalt wurden, nach denen sich die Künstler sogar die Finger abschlecken könnten, oder ob nicht doch der eine oder andere irgendeinen fiesen Lack verwendet hat. Von den aufgeklebten Strasssteinchen, dem silbrigen Glitzer und all den anderen Applikationen ganz zu schweigen, die dann bald im Fluss treiben würden.

Doch die Reaktionen auf die Einsammelankündigung der Marktgemeinde waren sowieso überwiegend von Unverständnis geprägt. Warum mähe man nicht einfach um die Steinschlangen herum oder erst einmal gar nicht, was neben den Kindern bestimmt auch die Bienen freuen würde? So fragten nicht wenige Bürger in den sozialen Medien.

Probleme beim Mähen werde aktuell wohl nur eine einzige Steinschlange auf einer ganz bestimmten Fläche machen, hieß es daraufhin aus den Rathaus. Auf jener abschüssigen Wiese allerdings müsse der Bauhof ein spezielles Gerät einsetzen, dessen Mähwerk beim Kontakt mit den Steinen Schaden nehmen oder sie sogar als regelrechte Geschosse durch die Gegend katapultieren könne.

Auch für die am Ende nicht abgeholten Steine deutet sich inzwischen eine Lösung an: Ein Hotel habe Interesse bekundet, die Steinschlange statt auf öffentlichem Grund auf seinem eigenen Gelände auszulegen, teilte das Rathaus mit. Ob es "eine Weiterverwendung zum Beispiel in Form einer künstlerischen Aktion geben wird", stehe zum momentanen Zeitpunkt noch nicht fest.

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