Garmisch-Partenkirchen:Alte Olympiaschanze gesprengt

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Jahrzehnte lang flogen Skispringer aus aller Welt von der großen Olympiaschanze in Garmisch - nun ist die "alte Dame" vor den Augen Tausender Zuschauer gesprengt worden.

57 Jahre lang stand die Schanze in Garmisch - bei der Sprengung fielen die mit 28 Sprengladungen gespickte stählerne Schanze und der Kampfrichterturm in nur wenigen Sekunden in sich zusammen.

"Alte Dame, mach's gut", rief Wolfgang Gräser, Archivar des Skiclubs Partenkirchen, am Ende seiner Abschiedsrede. Weit über 6000 Menschen waren ins Olympiastadion gekommen, um das Sprengspektakel samt Abschiedsfeier hautnah erleben zu können.

Im Stadion herrschte bei strahlendem Sonnenschein und fast hochsommerlichen Temperaturen Volksfeststimmung. Ganze Familien bevölkerten die Tribünen oder lagerten bequem auf der Stadionwiese.

Um Punkt 14.30 Uhr gab der Sprengmeister das entscheidende Kommando, und der Kampfrichterturm fiel in Bruchteilen von Sekunden in sich zusammen. Zwei Minuten später zählte das Publikum die letzten zehn Sekunden vor der Schanzensprengung mit - dann stand auch die alte Schanze nicht mehr.

"Die neue Schanze wird auch schön"

Nur ein wenig Rauch kräuselte sich dort, wo gerade noch das hohe Schanzenbauwerk gestanden hatte. Doch so richtig traurig war kaum jemand. "Die Freude auf die neue Schanze überwiegt", sagte Wolfgang Bauer, zweiter Bürgermeister von Garmisch-Partenkirchen.

"Mir ist es eigentlich egal, die neue Schanze wird auch schön", meint ein junger Nachwuchsskispringer vom Skiclub Partenkirchen (SCP). "Hier habe ich 1999 meinen allerletzten Sprung gemacht", erzählte der ehemalige Skispringer Dieter Thoma.

Zahlreiche Wintersportler waren da, natürlich auch Rosi Mittermaier und Christian Neureuther, die in Garmisch-Partenkirchen leben. "Ich bin zwar nie selbst gesprungen", sagt Mittermaier, dafür aber Sohn Felix.

Erinnerungen an die alte Schanze gebe es sehr viele, denn "das Skispringen hat lange Tradition hier". Genauer gesagt 72 Jahre, wie Hans Ostler, Ehrenpräsident des SCP, in seinem Rückblick berichtete.

130.000 Zuschauer habe es beim Skispringen während der Olympischen Spiele 1936 gegeben. Aber auch ihm ist klar, dass man mit der Zeit gehen muss. "Ich freue mich auf die neue junge Dame", erklärte denn auch Garmisch-Partenkirchens Bürgermeister Thomas Schmid.

"Durchsichtige Haut, die nachts leuchtet"

Zumal die neue, rund zehn Millionen Euro teure Schanze, etwas ganz Besonderes werden soll. "Sie ragt weit nach hinten aus und hat eine durchsichtige Haut, die nachts leuchtet", erklärt Projektleiter Markus Gehrle.

Mit ihrer eleganten Architektur soll sie "die Dynami des Skisprungs, die Überwindung der Schwerkraft ausdrücken". Die Bauarbeiten sollen so schnell wie möglich beginnen, denn schließlich muss die Neue spätestens am 31. Dezember 2007 fertig sein: für das Neujahrsspringen der Vierschanzentournee.

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