Garmisch-Partenkirchen:Die nächste Heimsuchung

Die Alpen - Eine große Geschichte

In Garmisch und der Umgebung ärgert man sich über Schmierereien auf den Felsen.

(Foto: dpa)

In Garmisch und den umliegenden Orten geht es jetzt auch mit Schmierereien auf dem Fels los - am Eibsee wurde der "Hinkelstein" rot lackiert.

Kolumne von Matthias Köpf

Wenn im Gebirge wer mit Pinsel und Farbe oder gar mit einer Sprühdose hantiert, dann waren das bisher meistens die Leute vom Alpenverein, die einen Steig frisch markiert haben. Derzeit aber stecken auch Bayerns Berge in der Corona-Krise. Und wenn man den apokalyptischen Schilderungen mancher Einheimischer glauben mag, dann ragen sowieso nur noch die höchsten Gipfel aus der Flut der stadtflüchtigen Ausflügler hervor. Entsprechend ist nun eine weitere urbane Heimsuchung auf neuer Höhe angelangt: Im Zugspitzgebiet ist es zu Farbschmierereien auf Felsen gekommen.

Dass in der Höllentalklamm und droben in der Rinderscharte zum Osterfelderkopf Botschaften auf den Fels gesprüht werden, sind sie in Garmisch-Partenkirchen nicht gewohnt. Wegzeichen sind es jedenfalls nicht, und die wären auch kaum nötig, notfalls geht es eben immer all den anderen hinterher. Und der Alpenverein war es auch nicht, sondern ausweislich der drei Buchstaben "FCB" anscheinend ein Anhänger eines anderen Vereins. Die ebenfalls rote Farbe drunten am Eibsee ist wohl auch keine Wegmarke, denn den Weg zum "Hinkelstein", wie der spitze Block im Internet gerne genannt wird, weist ja schon der Routenplaner.

In den sozialen Medien ist der Stein am See von Tausenden Instagramfotos und Youtubevideos bekannt, nur dass er da noch nicht rot ist. In Wirklichkeit neuerdings schon, denn irgendwer hat ihn mit Lackfarbe bepinselt. Buchstaben gibt es auch, die sich zur Botschaft "no FKK Spanner" gruppieren und den Verdacht so auf die Nacktbader lenken. Die betrachten die Braxenbucht am Nordufer des Eibsees seit jeher als ihr Revier, nur dass diese Bucht inzwischen auch die standardisierte Instagram-Perspektive über den See auf die Zugspitze bietet.

Und genau dieser Blick ist jetzt beeinträchtigt, wobei sich die Nacktbader zur Abschreckung der Instagrammer vielleicht gleich selber in den Hintergrund hätten stellen können. Zur Anonymisierung vielleicht mit Badehose überm Kopf. Den Felsen würde man "wahrscheinlich nur mit Nitro" sauber bekommen, sagt der Grainauer Bürgermeister Stephan Märkl, der ebenfalls wenig Verständnis für die vielen Fototouristen hat. Mit Nitro werde der Bauhof im Eibsee aber natürlich nicht operieren.

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