Das Gute an Volksfesten ist ja, dass sie meistens schon gegen 23 Uhr zu Ende sind. Das gibt Besuchern selbst unter der Woche die Möglichkeit, rechtzeitig wieder ausgenüchtert zu sein. Da ist das Schädelweh schon weitgehend überwunden, dass man sogar in die Arbeit gehen kann am nächsten Morgen. Dieses System ist aber nun in Gefahr – zumindest bei denjenigen Volksfesten, die im Sommer und Hochsommer stattfinden.
Das bekannteste darunter ist das Gäubodenvolksfest in Straubing, das traditionell Anfang August beginnt, und eine besondere Problemlage aufweist. Nein, es sind nicht Bierleichen: „Unser größter Feind war schon immer die Hitze“, sagte Festzelt-Wirt Anton Wenisch einmal der SZ. In Straubing herrscht auf dem Festplatz quasi schon seit Jahren Klimakrise und man hat sich darauf eingestellt. Die Zelte sind so konstruiert, dass ein guter Luftaustausch möglich ist. Die Decken sind höher, die Seitenwände aus Planen und meist geöffnet. Manche haben sogar ein Cabrio-Dach. Und die Biergärten sind ebenfalls größer als bei so manch anderem Volksfest.

Theresienwald:Auf der Wiesn einen Wald pflanzen
An heißen Tagen wie diesen überschlagen sich die Ideen: Wie lässt sich die Hitzeinsel München kühlen? Am besten mit Tausenden zusätzlichen Bäumen, meint der Bund Naturschutz. Und wo? Zum Beispiel auf der Theresienwiese – Oktoberfest hin oder her.
Allein, das reicht im Moment leider nicht. Vor allem um die Mittagszeit herum sind die Festzelte auf dem Gäubodenvolksfest und auch dem Jura-Volksfest in Neumarkt in der Oberpfalz schlecht besucht, meldet der Bayerische Rundfunk. Die kochen nämlich dermaßen in der Hitze, dass man vor 20 Uhr gar nicht hinzugehen braucht. Und sich dann innerhalb von drei Stunden all das Bier, die Hendl, Brezn und gebrannten Mandeln reinpfeifen? Unangenehm.
Also müsste man das System Volksfest eigentlich dem Klimawandel anpassen und später starten und enden lassen. Womit der 23-Uhr-Effekt aber dahin wäre. Wenn man um 2 Uhr in der Früh die letzte Mass trinkt und dann vier oder fünf Stunden später in der Arbeit aufschlägt, könnte die Produktivität durchaus leiden. Das würde der Herr Ministerpräsident nicht gerne sehen, der zwar selber nur Cola-Light-Massen trinkt, aber allein der Schlafmangel reicht ja schon, um einen auszuknocken.
Was also tun? Vom Oktoberfest, das höchstens ein paar Tage der zwei Wochen im Oktober stattfindet, kennt man das ja schon. Das wurde größtenteils in den September geschoben, weil da sonnigeres Wetter ist. Inzwischen hat der Klimawandel da aber bekanntlich Abhilfe geschaffen. Man könnte das Oktoberfest also einfach wirklich wieder im Oktober stattfinden lassen. Nur so eine Idee. Dann sind auch die Touristen nicht mehr so verwirrt. Dadurch könnte das Gäubodenfest auf den alten Wiesn-Termin rutschen. Und was macht man dann im August? Von morgens bis 23 Uhr Siesta!