Gabriele Pauli:Frisch, fromm, fröhlich, Freie Union

Gabriele Pauli stellt die "Grundgedanken" ihrer neuen Partei vor: Frieden und Liebe will sie dem Land bringen. Der Erfolg? Ganz egal.

Michael König

Ein pinkfarbener Blazer, eine Farbe wie die lodernde Glut. Ein schwarzer Faltenrock, der bis weit über das Knie reicht. Eine goldene Kette. Soll hinterher niemand sagen, Gabriele Pauli hätte sich nicht perfekt vorbereitet. Ihr Outfit passt ideal zu ihrem politischen Konzept: ein bisschen eigenwillig, ein bisschen bieder mit einem Schuss Spiritualität.

Gabriele Pauli, ddp

Gabriele Pauli: "Wir bekommen jeden Tag Hunderte Zuschriften, viele Menschen sind interessiert."

(Foto: Foto: ddp)

Wobei: Ein Parteiprogramm gibt es offiziell noch nicht, auch keinen Briefkopf oder ein Logo. Lediglich der Name steht schon fest: Freie Union soll die Pauli-Partei heißen. Eine Reminiszenz an ihre bisherigen Stationen: Für die Christlich-Soziale Union (CSU) war sie Landrätin in Fürth, für die Freien Wähler saß sie im Bayerischen Landtag.

Beide Positionen haben ihr irgendwann offenbar nicht mehr gereicht: Aus der Landrätin wurde die CSU-Rebellin gegen Partei-Patriarch Edmund Stoiber, zu dessem Sturz sie 2007 maßgeblich beigetragen hatte mit ihren Vorwürfen, er habe sie bespitzeln lassen.

Und aus der Freien Wählerin, die erst als Spitzenkandidatin in den Europawahlkampf gezogen war und vor wenigen Tagen aus der Landtagsfraktion geworfen wurde, wurde nun die Parteigründerin Pauli. Am liebsten würde sie bereits am 27. September 2009 an der Bundestagswahl teilnehmen.

Pauli allein

Am Sonntag soll es so weit sein: Die Gründungsversammlung im großen Saal des Münchner Hofbräuhauses. "Da passen 300 Leute rein", sagt Pauli.

Jetzt sitzt sie erst einmal in einem kleineren Saal, umringt von etwa 50 Journalisten, und stellt ihre "Grundgedanken" vor. Diese sollen anders sein als bei den anderen Parteien, betont Pauli. Eines ist jetzt jedenfalls schon anders: Gabriele Pauli sitzt allein auf dem Podium. Ganz allein.

"Wir bekommen jeden Tag Hunderte Zuschriften, viele Menschen sind interessiert", sagt sie. Ähnliche Sätze, in denen sie von Zuspruch und Unterstützung spricht, hat man von ihr auch schon gehört, als sie noch die CSU-Rebellin war. Dann spricht sie von "wir", wiegelt auf Nachfrage aber ab: "Es gibt Menschen, die mich umgeben."

Namen nennt sie nicht. Ehemalige Parteifreunde, Gleichgesinnte? Es sei alles noch im Entstehen, sagt die 51-Jährige: "Man muss nur beginnen." Wird sie Vorsitzende der neuen Partei? "Ämter und Positionen sind nicht das Ziel, sondern nur ein Mittel."

Sie werde keine "Zielgruppenanalyse" anstellen und sich auch nicht danach richten, welche Prozentzahl sie bei der Bundestagswahl erreiche. Die Ämter, das Wahlziel, der Erfolg - in solchen Kategorien denke sie nicht: "Unsere Gesellschaft ist darauf aufgebaut, alles mit Ämtern zu belohnen, die Schwäche anderer auszunutzen, die Macht auszudehnen."

"Wahre Werte"

Die anderen Parteien würden Werte zwar propagieren, aber nicht vorleben. Sie kämpfe hingegen für "wahre Werte". Für Familien, für Kinder, für Hartz-IV-Empfänger, die "ihren Platz in dieser Gesellschaft verloren haben." Sie alle sollen erwachen und sich der neuen "Bewegung", wie Pauli es nennt, anschließen: "Der Gedanke muss nur auf fruchtbaren Boden fallen."

Nach ihrer Rede, die sie frei vorträgt, benutzt Pauli viele solcher Wörter: Frieden, Liebe, Warmherzigkeit, Lebensfreude, Geduld. Das sei ihre Antwort auf den Politikverdruss im Land: "Denjenigen, die an der Macht sind, geht es doch nur darum, ihre Macht zu erhalten."

Konkreten Fragen weicht Pauli aus oder bedient sich bei der Konkurrenz: Das Konzept einer Steuererklärung auf dem Bierdeckel von Friedrich Merz (CDU) habe ihr gefallen, sagt Pauli. Auch die Direktwahl von Bundeskanzler, Bundespräsident und Ministerpräsidenten sei ihr wichtig - ebenso wie den Linken.

Letztlich sei die politische Ausrichtung aber die Aufgabe der Gründungsversammlung am Sonntag: "Wir treffen uns, dann diskutieren wir. Ganz demokratisch!" Ob die Freie Union tatsächlich bei der Bundestagswahl antreten werde - Pauli legt das Schicksal in die Hände ihrer Parteifreunde. So denn welche kommen.

"Ich bin schon mal dabei!", ruft ein Teilnehmer der Pressekonferenz, der zwischen den Journalisten sitzt. Er spricht von einer "schlafenden Bewegung", die nur "erweckt" werden müsse. Pauli lächelt selig.

Wer der Unterstützer sei, wird sie gefragt. Paulis Antwort: "Das weiß ich nicht. Wir haben uns eben erst vor der Tür getroffen."

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