Süddeutsche Zeitung

Gabriele Münter:Von Hunden und Heiligen

Die Malerin Gabriele Münter war von der Volkskunst fasziniert. Das Schloßmuseum Murnau und das Oberammergau-Museum richten ihr eine gemeinsame Ausstellung ein.

Von Yvonne Poppek

Die Auer Dult hat Gabriele Münter gerne besucht. Der Markt auf dem Mariahilfplatz war schon damals eine Fundgrube für jene, die Handwerkskunst schätzen. Schnitzereien, Heiligen- oder Spielzeugfiguren, Votivbilder, Hinterglasmalereien - Münter sammelte zahlreiche Gegenstände der Volkskunst.

Angestiftet durch ihren Lebensgefährten Wassily Kandinsky hatte sie diese Begeisterung entwickelt und intensiviert. Auf ihren Reisen, in Murnau und in München suchte sie eigens Händler auf, um interessante Objekte zu finden. Bei einem Murnauer Hinterglasmaler erlernte sie schließlich sogar die Technik der Hinterglasmalerei.

Münters Sammelleidenschaft lässt sich in vielen Stillleben und Interieurs nachvollziehen: Heiligenfiguren sind dort zu sehen, Madonnen, Spielzeug aus dem Erzgebirge, ein russischer Kovsch, ein skandinavisches Dalarnapferd, ein englischer Kaminhund. Ihre flächige Malweise, die kräftigen Farben und klaren Formen machen zudem den Einfluss der Volkskunst auch auf ihre künstlerische Ausdrucksweise sichtbar.

Noch bevor Ende Oktober das Lenbachhaus aus Anlass von Münters 140. Geburtstag der Künstlerin eine große Ausstellung widmete, haben das Schloßmuseum Murnau und das Oberammergau Museum bereits eine gemeinsame Schau eingerichtet mit dem Titel "Gabriele Münter und die Volkskunst".

Im Schloßmuseum sind mehr als 60 Exponate der Malerin und ihrer Weggefährten Alexej von Jawlensky, Maria und Franz Marc, Paula Modersohn-Becker, Otto Nebel und Hermann Stenner zu sehen. Sie sollen den Einfluss der Volkskunst auf Münters Oeuvre und das der Expressionisten deutlich machen.

Die Schau im Oberammergau Museum bildet zu der Gemälde-Ausstellung in Murnau das Pendant: Hinterglasbilder und Oberammergauer Schnitzereien sind Beispiele dessen, was die Künstler - und speziell Münter - um die Jahrhundertwende fasziniert hat. Die volkskundlichen Exponate werden durch Druckgrafiken und Zeichnungen von Münter noch direkter in diesen Zusammenhang gestellt.

Und wer außerhalb der Museen ein wenig auf Münters Spuren wandeln will, der kann dies von Samstag an auch auf dem Mariahilfplatz tun: Dort beginnt, passender Weise, die Jakobidult.

Gabriele Münter und die Volkskunst, Do., 27. Juli, bis 12. Nov., Di. bis So., 10-17 Uhr Schloßmuseum Murnau, Schloßhof 2-5, 08841/476201; Oberammergau Museum, Dorfstr. 8, Oberammergau, 08822/94136

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SZ EXTRA vom 27.07.2017/amm
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