G8 in Bayern:Spitzenmanager Schüler

Lukas Seebauer geht erst in die siebte Klasse. Doch ein Schultag auf einem G8-Gymnasium ist vergleichbar mit dem eines Managers.

10 Bilder

-

Quelle: SZ

1 / 10

7 bis 8 Uhr

Lukas Seebauers Tag hat 16 Stunden. Jeden Tag. Zweimal die Woche hat der G-8-Siebtklässler am Münchner Klenze-Gymnasium Nachmittagsunterricht, danach entweder Musik oder Sport. Morgens um sieben klingelt der Wecker. Das Frühstück lässt er ausfallen, lieber bleibt er noch eine Viertelstunde liegen. Um halb acht muss er los, einen sieben Kilo schweren Rucksack auf dem Rücken und einen 1,5 Kilo schweren Sportbeutel in der Hand. Mit dem Fahrrad oder der U-Bahn fährt er etwa 20 Minuten zur Schule.

Fotos: Heddergott; Protokoll: Christa Eder

-

Quelle: SZ

2 / 10

8 bis 9.50 Uhr

Unterrichtsbeginn in der 7b. Erste Stunde Deutsch. Die Lehrerin ist krank. Eine Vertretung springt ein und verteilt an die 31 Schüler Arbeitsblätter mit Rechtschreibübungen. In Französisch beginnt die Klasse mit einer neuen Lektion. Die Schüler lesen eine Geschichte und üben Fragesätze. Danach kommt Lukas' Lieblingsfach Physik. Thema: Vektorenrechnen. Nach der dritten Stunde, um 9.30 Uhr, ist die erste Pause. Die Brotzeit lässt Lukas ausfallen. Er trifft sich lieber mit ein paar Freunden zum Schafkopfen.

-

Quelle: SZ

3 / 10

9.50 bis 13.10 Uhr

Vierte Stunde: Intensivierung Mathe. Die Klasse bereitet sich auf die Schulaufgabe in der kommenden Woche vor. Der Stoff: lineare Gleichungen und Kongruenz von Dreiecken. Danach folgt die zweite 20-minütige Kartenspielpause. In den letzten beiden Unterrichtsstunden ist Sport. Weil schönes Wetter ist, findet das Aufwärmtraining draußen statt und dauert etwas länger. 60 Minuten lang powern sich die Schüler beim 75-Meter-Sprint aus. Die letzte halbe Stunde wird Fußball gespielt.

-

Quelle: SZ

4 / 10

13.10 bis 14 Uhr

Mittagspause. Heute gibt es in der Mensa Schmorbraten und Kartoffelpüree. Lukas geht nur ausnahmsweise in die Mensa. Erstens schmeckt es daheim einfach besser, seine Mutter kocht täglich frisch, und zweitens stört es ihn, dass nur diejenigen in die Mensa dürfen, die dort essen. Deswegen kauft er seine Brotzeit meistens nur schnell am Kiosk und bleibt mit seinen Freunden auf dem Pausenhof oder irgendwo im Schulgebäude. Einen extra Aufenthaltsraum gibt es nicht.

-

Quelle: SZ

5 / 10

14 bis 15.15 Uhr

Letzte Stunde: Mathe. Die Klasse bereitet weiter den Schulaufgabenstoff vor, mit dem sie am Vormittag in der Intensivierungsstunde schon angefangen hat. Zuvor werden die Hausaufgaben korrigiert. Lukas ist schon etwas müde und wäre jetzt eigentlich lieber zu Hause. Aber Mathe mag er, im Gegensatz zu den Sprachen, ganz gerne, deshalb sei das schon okay, sagt er. Um 14.45 Uhr ist Unterrichtsschluss, gegen 15.15 Uhr ist er daheim. Der Rucksack fühlt sich jetzt deutlich schwerer an als morgens.

-

Quelle: SZ

6 / 10

15.15 bis 16.45 Uhr

Lukas kommt nach Hause und kann, nach acht Stunden Schule, erstmals verschnaufen. Aber nur kurz. In den folgenden eineinhalb Stunden isst er, erledigt seine Hausaufgaben, jedenfalls teilweise, und übt ein bisschen Klavier oder Saxophon. Danach packt er seine Hockeytasche und radelt ins Training. Lukas ist außergewöhnlich stressresistent. Das zusätzliche Musizieren entspanne ihn eher, sagt er, nur wenn er noch vieles andere nebenher habe, wie an den langen Donnerstagen, nervt es ihn.

-

Quelle: SZ

7 / 10

17 bis 20 Uhr

Hockeytraining. Lukas spielt bei den A-Knaben des HC Wacker in Sendling, gleich neben seiner Schule. Zweimal die Woche geht er drei Stunden ins Training. Jetzt, in der Sommersaison spielen sie auf dem Feld. Das Programm an diesem Tag: Eine halbe Stunde Dauerlauf durch den Park, vier Steigerungen, Sprintstaffel mit Schläger und Ball, verlängertes Einschlagen, Kontaktspiel auf engem Raum, Weitschlenzen. Danach radelt Lukas, zum zweiten Mal an diesem Tag, auf demselben Weg nach Hause.

-

Quelle: SZ

8 / 10

20.30 bis 21.30 Uhr

Lukas kommt nach Hause. Sein Hockeyzeug lässt er in irgendeine Ecke fallen und liegen. Dann wird erst einmal mit den Eltern und den beiden Geschwistern geratscht und gegessen, danach eine halbe Stunde Fernsehen - zur Entspannung. Auch ein Durchhalter wie Lukas ist jetzt ziemlich platt. Doch sein Tag ist noch nicht zu Ende. Die verschwitzten Sportsachen müssen noch aus der Tasche, danach noch kurz unter die Dusche und die Hausaufgaben sind auch noch nicht ganz fertig.

-

Quelle: SZ

9 / 10

21.30 bis 22.30 Uhr

Zu später Stunde sitzt Lukas noch über den restlichen Hausaufgaben, die er tagsüber nicht geschafft hat. Zusätzliche Vorbereitungen wie Grammatik und Vokabeln wiederholen oder für Schulaufgaben lernen, macht er am Wochenende. Manchmal fragen ihn seine Mutter oder seine große Schwester Hanna, die auch aufs Klenze geht, ab. Während der Woche bleibt dafür keine Zeit. Trotzdem würde er seinen Sport und seine Musik nie für die Schule opfern. Seine Eltern sehen das genauso.

-

Quelle: SZ

10 / 10

22.30 bis 23 Uhr

Bevor Lukas das Licht ausmacht, liest er noch ein paar Seiten oder hört sich ein Hörbuch an. Meistens schläft er dabei ein. Ein Tag wie dieser ist für ihn "ganz normal", sagt der Dreizehnjährige. Dabei ist sein Tagespensum mit dem eines Managers vergleichbar. Schlimmer seien die Donnerstage, sagt Lukas. Da endet der Schultag erst um 16 Uhr.

(SZ vom 11.4.2008/bön/bica)

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: