G-7-Gipfel:Söder lässt Scholz weg

Lesezeit: 2 Min.

Markus Söder twittert zum G-7-Gipfel in Elmau und lässt in der Reihe der teilnehmenden Staatschefs Bundeskanzler Olaf Scholz weg. (Foto: Screenshot Twitter-Account Markus Söder)

Bis auf einen heißt der bayerische Ministerpräsident alle Staatschefs willkommen, die zum G-7-Gipfel anreisen. Dafür erntet er prompt Kritik. Aber die CSU hat eine Erklärung parat.

Von Peter Fahrenholz

Wenn im Fußball ein Spieler ein verstecktes Foul begeht, von dem er hofft, dass es der Schiedsrichter nicht bemerkt, heißt es gern, er habe das Bein stehen lassen. Das gibt es auch in der Politik und zu den Meistern der kleinen versteckten Fouls gehört Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder. Nicht immer ergibt sich daraus ein eigener Vorteil. Als Söder es nach dem verlorenen Duell um die Kanzlerkandidatur nicht lassen konnte, gegen seinen Rivalen Armin Laschet zu sticheln, fanden am Ende auch die eigenen Leute, Söder habe damit beträchtlich zur Wahlniederlage der Union beigetragen.

Jetzt hat Söder wieder einmal das Bein stehen lassen. Auf seinen Social-Media-Accounts und auf der Homepage der CSU postete er ein Foto, das die Teilnehmer des G-7-Gipfels mit Schloss Elmau im Hintergrund zeigt, dazu die Worte: Grüß Gott in Bayern. Unten auf dem Foto prangt das CSU-Logo, ganz so, als wäre die CSU der Gastgeber des Gipfels. Dummerweise ist der CSU-G-7-Gipfel nur ein G-6-Gipfel, denn auf dem Foto fehlt der echte Gastgeber: Bundeskanzler Olaf Scholz. Der ist in Bayern offenbar nicht willkommen.

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Was Söder dummerweise ebenfalls nicht bedacht hat, obwohl er es besser wissen müsste: In der Politik gibt es nicht nur einen Schiedsrichter, der, wenn man Glück hat, vielleicht gerade woanders hinschaut, sondern es gibt längst ganz viele, die genau hinschauen. In den sozialen Medien gingen die Wogen erwartungsgemäß prompt hoch.

Eine Nutzerin kritisiert Söders "kleinkariertes Gehabe" und fordert ihn auf, die Unions-Niederlage bei der Bundestagswahl zu akzeptieren: "Verwinden Sie endlich, dass Sie gegen Scholz verloren haben". Ein anderer schreibt: "Bundeskanzler scheint ja nicht so wichtig zu sein, das ist echt armselig. Bayern ist ein Totalschaden." Natascha Kohnen, bis vor einem Jahr Vorsitzende der bayerischen SPD, nennt Söders Aktion "armselig und niveaulos" und hält ihm vor: "So tief sollte man nicht sinken." Auch aus der Union gibt es Kritik. Der CDU-Politiker Ruprecht Polenz schreibt: "Und damit es so aussieht, als sei Markus Söder der Gastgeber, lässt man den Bundeskanzler auf dem Bild weg. Schlechter Stil."

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Im Söder-Lager ist man zunächst sprachlos. Sein Regierungssprecher Wolfgang Wittl will zu der Causa gar nichts sagen, sondern verweist auf die Sprecher der Parteizentrale. Dort brütet man erst mal über einer Sprechregelung, die wenig später kommt. "Olaf Scholz ist als deutscher Kanzler der Gastgeber des Gipfels - und dass man den Gastgeber zu seiner eigenen Veranstaltung begrüßt, wäre mehr als ungewöhnlich", heißt es dort. Mit der Grafik seien "erkennbar die ausländischen Staats- und Regierungschefs gemeint, die der Freistaat Bayern auch im Namen des Bundeskanzlers begrüßt". Und dann wird noch erwähnt, dass Bayern von der Bundesregierung ausdrücklich gebeten worden sei, den Gipfel auszurichten und die ersten Tage gezeigt hätten, dass sich der Bund auf Bayern "voll und ganz verlassen" könne. Aus CSU-Kreisen heißt es, Scholz habe als Gastgeber bewusst darauf verzichtet, am Flughafen wie alle anderen von Söder begrüßt zu werden.

Ob Söder Angela Merkel auch einfach unterschlagen hätte, ist eine interessante Frage. Am Schluss sicherlich nicht, denn da war der CSU-Chef in Sachen Corona mit der Kanzlerin ein Herz und eine Seele. Aber wäre Söder beim G-7-Gipfel im Jahr 2015, der ebenfalls in Elmau stattfand, schon Ministerpräsident und CSU-Chef gewesen, hätte das womöglich anders ausgesehen. Denn da war Söder noch alles andere als ein Merkel-Fan, wenig später gehörte er zu den größten Scharfmachern gegen ihre Flüchtlingspolitik.

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