Süddeutsche Zeitung

G7-Spitzentreffen:Elmau wartet auf Olaf Scholz

Erst der kommende Kanzler kann die G7 in aller Form zum nächsten Gipfel in den Landkreis Garmisch-Partenkirchen einladen. Die Polizeigewerkschaft rechnet ihm inzwischen schon mal die Überstunden von 2015 vor.

Von Matthias Köpf, Krün

Ein gutes halbes Jahr ist nicht viel Vorlauf, sagt Daniel Schimmer - vor allem im Vergleich zum letzten Mal. Vor dem G-7-Gipfel von 2015 auf Schloss Elmau hatten Hotelchefs wie Schimmer ungefähr dreimal so viel Zeit, um sich und ihre Häuser vorzubereiten. Doch dieses Mal muss alles schneller gehen. Seit vergangener Woche versuchen die bayerische und die Bundespolizei für Ende Juni praktisch jedes Hotelzimmer in Garmisch-Partenkirchen und Umgebung zu reservieren, das sie irgendwie bekommen können. Für den Hotelmanager Schimmer vom Garmischer Hof ist das ein Glücksfall.

Die Polizisten seien 2015 angenehme Gäste gewesen, und gerade in Corona-Zeiten, in denen die meisten Urlauber ihre Aufenthalte sehr kurzfristig buchen, ist eine Monate im Voraus gesicherte Auslastung auch wieder beruhigend. Viel langfristiger planen die Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrienationen schließlich auch nicht.

Denn dass der 2022 wieder von Deutschland auszurichtende und diesmal dreitägige G-7-Gipfel von 26. bis 28. Juni abermals in Bayern auf Schloss Elmau stattfinden soll, liegt offenbar an einer Terminverschiebung und steht erst seit Kurzem fest.

Dass es feststeht, das müsste der Gastgeber verkünden. Doch die inzwischen nur noch geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird diese Gastgeberin nicht mehr sein, und ihr mutmaßlicher Nachfolger Olaf Scholz (SPD) wird wohl frühestens in zwei Wochen Kanzler werden. Dafür erhält er als künftiger G-7-Gastgeber schon mal Grüße von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG): "Danke für das Vertrauen! Aber das war's dann auch schon!", lässt sie ausrichten.

Nachdem das damals von Scholz regierte Hamburg beim G-20-Gipfel 2017 "von Chaoten sprichwörtlich angezündet" worden sei, suche er jetzt als designierter Bundeskanzler "die Ruhe und Sicherheit der bayerischen Alpen". DPolG-Landesvorsitzender Jürgen Köhnlein befürchtet nach eigenen Worten trotzdem "massive Sicherheitsstörungen" und erwartet daher wieder einen "riesigen Polizeieinsatz, ähnlich wie 2015" - obwohl von damals immer noch nicht alle Bereitschaftszeiten angerechnet und alle Überstunden vergütet seien.

Der Trachtler und der US-Präsident

Einige Mehrarbeit wird auch in den Rathäusern der Region nötig werden. Dort hat man sich aber größte Zurückhaltung auferlegt, bis Scholz Ort und Zeit für den Gipfel selbst verkündet. Er habe von den Plänen gehört, könne dazu aber nichts sagen, heißt es etwa vom Krüner Bürgermeister Thomas Schwarzenberger (CSU), in dessen Gemeinde Elmau liegt. Schwarzenberger hatte 2015 in Tracht neben dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama am Biertisch Platz nehmen dürfen. Dieses und andere sommerfrische Bilder aus der der bayerischen Bergwelt waren um die Welt gegangen.

In touristischer Hinsicht habe das den Bekanntheitsgrad der Region schon gesteigert, sagt Schwarzenberger. Inzwischen sind für Ende Juni praktisch keine Zimmer mehr frei. Wer bereits gebucht hat, muss sich auf Einschränkungen wegen der absehbaren Belagerung durch den Gipfel-Tross und Tausende Polizisten gefasst machen.

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