G-8-Gipfel auf Schloss Elmau:Zwei Tage Vollpension für 130 Millionen Euro

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Nahkampf: Den Protesten gegen den G-8-Gipfel 2007 in Heiligendamm wurde von der Polizei mit harten Bandagen begegnet.

(Foto: Reuters)

Im Juni 2015 treffen sich die Mächtigen auf Schloss Elmau. Der Sicherheitsaufwand ist gigantisch. Die Gegner des G-8-Gipfels formieren sich bereits - und die Bevölkerung ist skeptisch.

Von Heiner Effern

Der G-8-Gipfel auf Schloss Elmau im Werdenfelser Land wird wohl weit mehr als 130 Millionen Euro kosten. Diese Summe stellt alleine der Freistaat Bayern in seinem Haushalt für das zweitägige Treffen am 4. und 5. Juni 2015 bereit. Dazu kommen die Ausgaben des Bundes, die bisher nicht bekannt sind. Darunter fallen zum Beispiel Leistungen der Bundeswehr, der Bundespolizei oder des Verfassungsschutzes.

Wer letztlich welche Summe bezahle, das müsse aber noch verhandelt werden, heißt es aus der Staatskanzlei. Im Jahr 2014 wird der Freistaat 45,5 Millionen Euro für den Gipfel ausgeben, im Jahr 2015 dann nochmals 84,5 Millionen Euro. Eingerechnet seien dabei auch Ausgaben, die ohnehin geplant, wegen des Gipfels aber vorgezogen würden, sagte ein Sprecher der Staatskanzlei.

G-8-Gipfel auf Schloss Elmau: Trutzburg: Abgeschirmt von den Bergen und umringt von Wald ist Schloss Elmau für einen weltpolitischen Gipfel geradezu ideal abgelegen.

Trutzburg: Abgeschirmt von den Bergen und umringt von Wald ist Schloss Elmau für einen weltpolitischen Gipfel geradezu ideal abgelegen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der letzte G-8-Gipfel in Deutschland in Heiligendamm kostete im Jahr 2007 etwa 104 Millionen Euro. Damals hatten der Bund 81 Millionen Euro und das Land Mecklenburg-Vorpommern gut 23 Millionen Euro ausgegeben. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervorgeht, schätzte man in Berlin noch Ende August die Kosten für Elmau ähnlich hoch ein. Der Großteil des Geldes fließt in Sicherheit und Infrastruktur.

So wird im Werdenfelser Land wie in den Nachbarlandkreisen Wolfratshausen und Weilheim-Schongau derzeit massiv der Ausbau des Digitalfunknetzes vorangetrieben. Bis Ende November sollen alle nötigen 25 Basisstationen installiert sein, ursprünglich sollte das erst ein Jahr später passieren. Dafür müssen andere Regionen in Bayern länger warten als geplant, weil alle Ressourcen dafür ins südliche Oberbayern umgeleitet wurden.

Angst vor Ausschreitungen

Konzentration auf die 120 Kilometer von München bis Mittenwald gilt bis zum Gipfel auch für die bayerische Polizei. Aus ganz Bayern wurden bereits etwa 90 Beamte abgezogen, die im eigens eingerichteten Planungsstab in München das Sicherheitskonzept erarbeiten.

Die wichtigsten Bausteine sollen in den kommenden Wochen beschlossen werden, sagte ein Sprecher des Planungsstabes. Betten für mehr als 10 000 Polizisten sind in der Region bereits gebucht. Sie sollen nicht nur die Sicherheit der mächtigen Politiker gewährleisten, sondern auch die Proteste in friedlichen Bahnen halten.

Denn auch die Gegner des G-8-Gipfels formieren sich bereits. In Rufweite der Theresienwiese, wo sich zum Wiesnauftakt in München das Partyvolk vergnügt, werden sich an diesem Wochenende linke Gruppen aus ganz Deutschland treffen. Sie bereiten sich im Bahnhofsviertel auf das Großereignis vor, das Bayern im Jahr 2015 politisch prägen wird. Vorbereiten heißt hier: Proteste planen. Etwa 150 Teilnehmer wollen ein bundesweites Aktionsbündnis gründen, das Demonstrationen, einen Alternativ-Kongress, Aktionscamps im Werdenfelser Land und auch Proteste direkt am Tagungsort im Elmauer Gebirgstal organisiert.

Intensive Befragungen durch Sicherheitskräfte

Das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen und das Kreisverwaltungsreferat in München werden die Behörden sein, bei denen Demonstrationen angemeldet werden müssen. Mitarbeiter, die dort Zugang zu vertraulichen Dokumenten haben, müssen mit intensiven Befragungen durch Sicherheitskräfte rechnen.

Dazu gehören, wie Innenminister Joachim Herrmann auf Anfrage der bayerischen Grünen-Abgeordneten Katharina Schulze mitteilte, Angaben zu den finanziellen Verhältnissen, zu Lebenspartnern und "Kontakten zu ausländischen Nachrichtendiensten oder zu Nachrichtendiensten der ehemaligen DDR, die auf einen Anbahnungs- oder Werbungsversuch hindeuten können".

Im Werdenfelser Land hoffen die Bewohner mehr oder weniger heimlich, dass sich viele Gruppen dafür entscheiden, in München zu demonstrieren. Die Krüner und die Mittenwalder - das sind die beiden Orte mit direktem Anschluss an das Elmauer Tal - setzen darauf, dass viele Proteste in Garmisch-Partenkirchen stattfinden. Denn dort soll im Eissportzentrum das Pressezentrum für 5000 Journalisten eingerichtet werden. Die Garmisch-Partenkirchener Bürgermeisterin Sigrid Meierhofer (SPD) wiederum hofft, dass ihr Ort so abgeriegelt ist, dass womöglich gewaltbereite Demonstranten nach München ausweichen.

Viele Einheimische stehen dem Gipfel aus Angst vor Ausschreitungen skeptisch gegenüber, sagt Peter Reindl, der eine Informationsseite zum Gipfel im Internet betreibt. Sie fürchten auch starke Einschränkungen auf den Straßen und in ihrer Bewegungsfreiheit. Die Pfingstferien seien die Zeit, in der die Oberbayern ohnehin in den Süden fliehen, sagt Bürgermeisterin Meierhofer. Es könne gut sein, dass 2015 noch deutlich mehr über den Brenner fahren werden.

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